Elisabeth muss erst mal Atem holen. Die 17-Jährige aus Steele hat gerade mit ihrer fünfköpfigen Essener Streetdance-Formation „Lunatic NG“ eine energiegeladene Performance auf der Bühne der Weststadthalle hingelegt. Sehr aggressiv, sehr athletisch und akrobatisch war der knapp dreiminütige Tanz, unterlegt mit wummernden Bässen, Techno und Hip-Hop-Musik, den die drei Mädchen und zwei Jungen vor einem begeisterten Publikum präsentieren. „Tanzen ist für mich Leben“, sagt die Schülerin. Dass sie bei dem Qualifikationswettbewerb gegen die besten NRW-Gruppen in der Kategorie Junior antritt, ist für sie der Lohn harter Arbeit. „Wir trainieren zwei Mal wöchentlich für drei Stunden.“
Streetdance, diese Mischung aus Hip-Hop, Breakdance und Modern Dance, ist für viele Jugendliche eine starke Möglichkeit, ihre Gefühle auszudrücken. „Wir überlegen uns welche Geschichte wir erzählen wollen, und setzen sie mit Hilfe unser Trainerin um“, sagt die 16-jährige Hira, ebenfalls Tänzerin bei Lunatic NG.
Annelie Klems steht daneben und klopft ihr auf die Schulter. Die Sozialarbeiterin, Mitinitiatorin des Wettbewerbes, trainiert gleich drei Gruppen in der Kategorie „Kids“ (unter 10 Jahren), „Teens“ (unter 14 Jahren) und die „Juniors“ (unter 18 Jahren),. Seit Jahren arbeitet Klems in der offenen Jugendarbeit im Norden der Stadt. „Mit Bastelangeboten kann man Jugendliche heute nicht mehr vom Computer weglocken“, sagt sie. So entstand 2005 das Streetdance-Projekt. Für die Tänzer ist es kostenlos, denn nicht jeder kann sich teure Tanzkurse leisten. Trainiert wird in einer ehemaligen Dellwiger Brotfabrik, „so oft wie nötig“.
Derweil steht die nächste Gruppe auf der Bühne: „The Elements“ aus Holzminden treten martialisch auf: Mit straff gebundenen Pferdeschwänzen, Military-Stiefeln, kurzen Hosen zeigen die sieben Mädchen eine mitreißende Show: Perfekt sind die Übergänge, ist die Synchronität ihrer Tanzschritte. „Ihr seid Mädels mit Eiern“ zeigt sich Jury-Mitglied Gilan Al-Naäme beeindruckt. Der Hip-Hopper und Choreograph bewertet mit den Hip-Hopperinnen Elena Luft und Eva Nitsch die Leistungen der insgesamt 13 Formationen. Dabei sparen die drei Juroren nicht mit Lob, geben Tipps fürs Training aber üben auch, wenn nötig, Kritik.
Knapp drei Stunden dauert der Wettbewerb in der fast ausverkauften Halle, dann stehen die Gewinner, die sich für die westdeutschen Streetdance-Meisterschaften qualifiziert haben. „Lunatic NG“ hat es nur auf den fünften Platz geschafft. „Wir müssen noch weiter an unserer Performance arbeiten“, sagt Elisabeth. Enttäuscht ist sie deshalb nicht. Auch hier gilt: Dabeisein ist alles.