Er ist einer der eifrigsten Krimiautoren des Ruhrgebietes und seit 25 Jahren am Markt, mit seinen Krimi-Hörspielen sogar schon seit 1979. Sein gemeinsam mit Walter Wehner ersonnener Videoreporter „Gonzo“ Gonschorek brachte Reinhard Jahn alias H.P. Karr 2000 den „Literaturpreis Ruhrgebiet“. Doch jetzt macht Jahn sich Sorgen über die Zukunft seines Genres und sucht nach neuen Vertriebswegen: „Die Krise beim gedruckten Regionalkrimi hat schon begonnen. Bald kommt der Zusammenbruch.“

Über Jahrzehnte machten die Verlage - und mit ihnen die Autoren - beste Geschäfte mit den Krimis mit Lokalkolorit. Im Ruhrgebiet war es Jürgen Lodemann, der 1975 den Revierkrimi erfand mit „Anita Drögemöller und die Ruhe an der Ruhr“. Zehn Jahre später begann der Boom, den manche Kritiker festmachen an dem Sammelband „Die Meute von Hörde“ aus dem Dortmunder Grafit Verlag. Es begann die Zeit, in der fast alle Verlage Ruhrgebietskrimis im Programm hatten und sich Verlage Autoren aus ihrer Region suchten, die Krimis mit Lokalkolorit produzieren konnten. In dieser Boomphase, sagt Jahn im Rückblick, habe die Qualität der so entstandenen Bücher gelitten. „Sie haben das Pferd zu Tode geritten.“

Jetzt beobachtet Jahn, wie große Verlage ihr Programm für Regionalkrimis zusammenstreichen und die Arbeit mit Autoren beenden, wenn sie die Auflagenerwartung nicht erfüllen können. Gleichzeitig wandert ein großer Teil des Buchhandels ins Internet ab, so dass sogar die Großen im Markt wie Thalia ihre Vorzeige-Filialen an der Kettwiger Straße oder an der Großen Bleichen in der Fußgängerzone direkt am Hamburger Hauptbahnhof schließen.

Das Wegbrechen des klassischen Buchmarkts bedeutet für die Autoren der Wegfall eines Qualitätssiegels, sagt Jahn. „Eine Beurteilung bei Amazon ist nicht zu vergleichen mit dem Lektorat eines Verlags, das für die Leser ein Gütesiegel darstellt.“ Er bewegt sich trotzdem in den sozialen Netzwerken, hat bereits 2006 Storys im MP3-Format im Netz angeboten. Jahn stellt Gratis-Leseproben ins Netz und hat zur Fußball-EM 2012 ein E-Book mit herausgegeben. Ob das die Zukunft eines Krimiautoren ist? Jahn zuckt die Schultern. „Keiner weiß, in welche Richtung die Entwicklung gehen wird.“

Auf welchem Weg seine Texte ihre Leser finden werden: Jahn schreibt weiter. Gerade hat er wieder 30 Ratekrimis mit Kommissarin Vera Falck von der „Soko Ruhr“ veröffentlicht. 2009 haben Wehner und er „Gonzo“ wieder auferstehen lassen. Ideen für neue Essen-Krimis hat er reichlich. Er bezieht sie aus Polizeimeldungen, wird aber auch mal auf der Kulturseite fündig. Der vergessene Kunst-Fundus hat ihn 2012 auf die Idee gebracht: Was, wenn dort mal ein wirklich wertvolles Werk verschwindet? Wir werden es lesen.