Die Ruhr ist Sarahs Revier. Zu gerne ist die Siebenjährige gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Hund am Ufer in Steele unterwegs. Weil es dort, nur wenige hundert Meter von Zuhause entfernt, jede Menge zu entdecken gibt: Blechdosen, alte Schuhe, Treibholz – allesamt Fundstücke, die dem Mädchen auf seinen Spaziergängen fantastische Geschichten erzählen können, wenn Sarah sich drauf einlässt. Was sie gerne tut. Doch was da am Donnerstagnachmittag mit einem Mal aus den Fluten auftauchte, ging wohl weit über die Grenzen jeder kindlichen Vorstellungskraft hinaus: Sarah spürte einen Schatz in der Ruhr auf.

„Mama, ich habe was gefunden“, rief das Mädchen aufgeregt, mit seinen Gummistiefeln bereits im flachen Wasser des Ufers zwischen dem Freibad und dem Ruderverein. Als Anke Gretsch näher trat, zeigte ihre Tochter auf etwas Glitzerndes unter der Oberfläche, das aussah wie diverse Uhren und Ketten. Die beiden eilten nach Hause, holten einen Kescher und fischten nach mehr. Schnell war Anke Gretsch klar: „Hier hat jemand nicht nur Modeschmuck entsorgt.“ Und für Sarah begann mit einem Mal an einem tristen Tag ein „riesengroßes Abenteuer“: bald standen Presse, Funk und Fernsehen Schlange.

Mit den ersten Fundstücken suchte sie in Begleitung ihrer Mutter sofort die Polizeiwache in Steele auf und weihte die Beamten ein. Im Streifenwagen ging’s dann zurück an den Fundort, die Feuerwehr wurde benachrichtigt und gemeinsam machte man sich auf die Suche nach mehr. Ganze Münzsammlungen, diverse Uhren und jede Menge Schmuck holten die Männer am Ende ihrer Suche mit Tauchern aus dem Wasser.

Vieles davon wirkt auf den ersten Blick ungemein wertvoll. Ob es das aber wirklich ist, darüber wolle man nicht spekulieren, meint Polizeisprecher Peter Elke, auch nicht darüber, wie lange das Geschmeide schon in der Ruhr gelegen haben könnte. Seine Kollegen von der Kripo werden nun zunächst zu klären haben, ob die Gegenstände womöglich aus einer Straftat stammen, etwa aus einem oder mehreren Diebstählen zum Beispiel bei Einbrüchen, was die Polizei bislang für die wahrscheinlichste Variante hält. Vielleicht wurde einem Ganoven die Beute zu heiß, und er versenkte sie in Ufernähe.

Die Polizei, die nun darauf hofft, dass sich der oder die rechtmäßigen Eigentümer melden, wenn sie ihre Wertsachen auf dem veröffentlichten Foto entdecken, ist jedenfalls voll des Lobes für die kleine Sarah Gretsch von der Lönsbergschule: Der ehrlichen Finderin gebühre besonderer Dank. Vielleicht ticken die Besitzer der Uhren & Co. genauso und lassen der Schülerin eine Anerkennung zukommen. Vielleicht aber kehren die Fundsachen auch zurück zu der Siebenjährigen, wenn in einem gewissen Zeitraum niemand nachweisen kann, dass er der rechtmäßige Eigentümer ist. Wie auch immer Sarahs Abenteuer ausgehen mag: Ihr Erfahrungsschatz ist sicher nicht kleiner geworden.