Essen.

Ein angesagter Hofladen sieht in der Regel so aus: Überbordende Regale mit frischem Gemüse, zur Not mit Bohnen aus Ägypten, Lebensmittel und Accessoires in Bio verheißender Aufmachung, Café im Landhausstil, Streichelzoo.

Der Bauernhof am Mechtenberg im Städtedreieck Essen, Bochum, Gelsenkirchen ist da reduzierter. Das Verkaufsangebot ist übersichtlich, dafür nachvollziehbar: Aus hofeigener Produktion kommen Kuchen, Eier, Marmeladen, Mocca- oder Eierlikör. Der Honig vom benachbarten Imker, das Brot aus der Prümtaler Mühlenbäckerei, die Kartoffeln aus dem Münsterland.

Der Schwerpunkt liegt hier aber nicht nur auf dem Verkauf von Produkten, vielmehr stehen Geschichte und Zusammenkünfte im Mittelpunkt. Dafür ist Familie Budde-Maas mit einigen Initiativen rund um den Landschaftspark Mechtenberg aktiv. Zum Kulturhauptstadtjahr waren es die Felder mit Blühstreifen (initiiert vom Regionalverband Ruhr). Derzeit läuft ein Kooperationsprojekt „Meine Ernte“: Hier werden Biofelder gemietet, bei denen zum Beispiel Specksteinpulver gegen Schnecken zum Einsatz kommt.

Bei den angebotenen Kinderkochkursen geht es zunächst aufs Feld, um Zutaten zu ernten, und anschließend – unter dem Motto „Vom Huhn zum Ei, vom Ei zum Pfannkuchen“ – in den Hühnerstall. Aufklärungskampagnen in Kitas und Schulen gehören neben den 80 Hektar Landwirtschaft ebenso zum Engagement der Eheleute wie Kulturveranstaltungen. So spielen am 10. März die Essener Barocksolisten mit „Zauberstab und Notenpult“ auf.

Aber nicht nur Kinder können hier den Umgang mit Lebensmitteln lernen. In der Hofküche finden auch Kochkurse für Erwachsene statt. Kochprofis wie Frodo Schäfer zeigen im März zum Beispiel, wie man das klassische Dreigangmenü arrangiert, oder sich mit Rehrücken im Gewürzmantel auf Orangenragout und Walnuss-Polentaschnitten und Minischnitzeln vom Frischling mit Maronenpüree und Feldsalat an Wildgerichte herantraut. Fleisch steht ebenso auf dem Programm wie die vegetarische Küche oder die 5-Elemente-Küche aus der traditionellen chinesischen Medizin.

Diesen alten Ernährungsansatz werde ich mir näher anschauen. Jetzt im Winter sitzt man zum Frühstück am besten direkt an einem der beiden Bolleröfen. Die Variante „Am Mechtenberg“ ist mit zwei Scheiben Stuten, Marmelade und einem Ei eher was für Süß-Frühstücker. Herzhaft wird es mit dem „deftigen Jungbauern“, der mit kräftigem Brot, Wurst und Käse aufwartet. Extras wie Müsli und Quark sind ebenfalls im Angebot. Neu renoviert ist das Ambiente noch immer zurückhaltend und keineswegs puttig. Im Sommer kommen dann auch wieder die beiden Außenbereiche zum Zuge: Mit Bestuhlung vor und hinter dem Haus sitzt man bei Kaffee und Kuchen mitten im Hof, während die Kinder Trettrecker fahren, im Heuberg toben oder Tiere füttern.