Im Büro von Jutta und Heinz Behrwind in der Kita Kinderkiste steht das Telefon in diesen Tagen nicht still: Seit sich herum gesprochen hat, dass die beiden Pädagogen im Juni an der Julienstraße mit der „Bärenbande“ eine neue Einrichtung für Unter-Dreijährige eröffnen, glühen die Drähte; viele Eltern hoffen auf einen der neun Plätze. Im Oktober vergangenen Jahres hatten beide mit den Stadtgartenzwergen an der Brunnenstraße bereits eine sogenannte „Tagespflegestelle“ eröffnet. Dieser sperrige Begriff bezeichnet eine Einrichtung, in der Tageseltern bis zu maximal neun Kinder betreuen.

Not vieler Eltern ist groß

Jutta und Heinz Behrwind wissen, wie groß die Not ist: „Ich habe hier manchmal Mütter stehen, die völlig verzweifelt einen Platz suchen. Es gibt Familien, die ihren Urlaub abbrechen, nur, um zu Infoabenden zu kommen und ihre Chancen zu erhöhen“, sagt Jutta Behrwind. Die 41-Jährige und ihr Ehemann würden gerne noch weiter expandieren - der Bedarf ist schließlich da. Was fehlt, sind geeignete Räume - beziehungsweise die Bereitschaft bei vielen Vermietern. „Einer fragte mich, ob ich verrückt bin. Ein anderer sagte, dass er seine Räume lieber für eine Hundeschule als eine Einrichtung für Kinder hergeben würde“, sagt Jutta Behrwind und das Entsetzen darüber ist der Erzieherin und Familienpsychologin noch immer anzumerken. Die rund 100 Quadratmeter mit kleinem Garten an der Julien­straße werden durch die Deutsche Annington vermietet, die sich der Idee „sehr offen“ gegenüber gezeigt hätte. Für die Behrwinds nach zweijähriger Suche ein Glückstreffer. Auch das Jugendamt der Stadt Essen unterstütze das Vorhaben, wo es geht. „Von fachlicher Seite her funktioniert das sehr gut. Was uns das Leben erschwert, ist eine Satzung, nach der die Förderung für Tageseltern nicht durch Dritte, also uns, weitergegeben werden darf“, sagt Behrwind. In den Nachbarstädten sei diese Satzung längst geändert worden - private Initiativen haben es so leichter, Kinderbetreuungsmodelle zu verwirklichen - weil Tageseltern besser abgesichert sind. Auf Anfrage bei der Stadt heißt es, zum Thema Tagespflege habe sich eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Fachverbänden und Jugendamt gebildet, die ihre Ergebnisse Ende Juni vorstellen möchte. „Auch die Satzungsänderung wird diskutiert“, sagt Sprecherin Nicole Mause.

Ganz ohne Zuzahlung funktioniert die Tagespflege trotz öffentlicher Förderung nicht: „Jede Stunde kostet 2,25 Euro zusätzlich. Nur die Finanzierung durch das Jugendamt reicht nicht aus, hier müsste beim Kinderbildungsgesetz zwingend nachgebessert werden“, fordert Heinz Behrwind. Schließlich koste gute Betreuung Geld.