In den Sechzigerjahren waren sie unter Siegfried Scheytt noch ein überschaubares Häuflein von Amateuren am Klinikum. Heute gibt sich das Universitätsorchester Duisburg-Essen als stattliches Klangorgan, das es auch mit der großen sinfonischen Literatur aufnehmen kann. Das Festkonzert zum zehnjährigen Bestehen der Uni unterstrich jetzt in der voll besetzten Philharmonie das hohe Niveau, das Dirigent Oliver Leo Schmidt dem Orchester hat angedeihen lassen.
Der gebürtige Oberhausener Schmidt ist Professor an der Folkwang Uni der Künste in Werden und Träger des Herbert von Karajan-Preises, begründet vor allem mit seinen intensiven Bemühungen um den musikalischen Nachwuchs .Er erarbeitet mit dem Orchester neben Klassikern der sinfonischen Literatur auch moderne Stücke in ungewöhnlicher Besetzung. In Zusammenarbeit mit dem Universitätschor Essen werden immer wieder auch große Chorwerke einstudiert
Das damit verbundene musikalische Niveau ist vonnöten, wagt man sich an die Musik Strawins-kys, der in seiner „Zirkuspolka“ verbiegt, verfremdet und das Metrum ins Stolpern bringt. Das Uni-Orchester machte es mit spürbarer Lust an der musikalischen Karikatur. Als denkbarer Kontrast dann Dvořáks Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ mit ihren geweiteten spätromantischen Dimensionen, die andere Qualitäten fordern.
In markigem, impulsivem Dirigat entlockte Schmidt dem Ensemble gestraffte Tempi, Geschmeidigkeit und klanglichen Schmelz, formte ein klares melodisch-rhythmisches Relief samt dramatischen Aufschwüngen und Zuspitzungen, auch wenn die Hörner nicht frei von Kieksern blieben.
Der Star des Konzertes freilich war die 13 Jahre junge Tanja Zhou als Solistin in Edvard Griegs Klavierkonzert. Tanja begann mit fünf Jahren Klavier und Geige zu spielen und war mit beiden Instrumenten mehrmals erste Preisträgerin beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ auf Regional- sowie auf Landesebene. Zweimal wurde sie mit dem Sparkassen-Förderpreis ausgezeichnet. Außerdem gewann sie mit beiden Instrumenten den Wettbewerb „Young Virtuoses 2009“ in Bulgarien sowie den Ratinger-Trimborn-Förderpreis.
Beachtlich, wie die zierliche Pianistin mit den auffallend großen Händen perlende Brillanz und akkordische Wucht zusammenbrachte, welch sensible Gestaltungskraft und Dialogfähigkeit sie erkennen ließ. Wo mag dieses begnadete Mädchen in zehn Jahren stehen, wenn sie womöglich auf ih-re wahnwitzige pianistisch-geigerische Doppelkarriere zu Gunsten des Klaviers verzichtet?