Messe-Chef Frank Thorwirth hat sich von Anfang schwer getan, die Messe in der Öffentlichkeit überzeugend zu vertreten. Wegen der schwierigen räumlichen Lage der Messe, aber auch wegen der prekären finanziellen Lage ist das gerade in Essen eine Aufgabe, die besonders viel Beweglichkeit, politisches Geschick, die Gabe eines gewinnenden Auftritts und manchmal auch Selbstverleugnung verlangt. Dass Thorwirth hier einige Defizite hat, ist offenkundig, alleine wäre das aber wohl nicht entscheidend gewesen. Hinzukommen musste noch jene Sturheit, mit der er die eigenen Aufsichtsräte meinte unter Druck setzen zu müssen. Kann jemand so unpolitisch sein und glauben, mit einer solchen Nummer durchzukommen? Fast muss man annehmen, Thorwirth habe es auf den großen Knall angelegt.

Dies vorangestellt, bleibt dennoch die Frage, ob es klug ist, mitten im Fluss die Pferde zu wechseln. Der Messe-Markt ist hart umkämpft, die Messe Essen muss immer bangen, dass wichtige Leitmessen abwandern. Das Unternehmen steht unmittelbar vor der größten Investition ihrer Geschichte, der Branche gegenüber wurde stolz Vollzug gemeldet, und nun ergeben sich ernste Zweifel an der Finanzierbarkeit. Wegen der Personalquerelen dürfte sich unter Messe-Veranstaltern jetzt endgültig den Eindruck verfestigen, in Essen herrsche ein ziemliches Tohuwabohu. Ganz falsch ist das leider nicht. Es wird vermutlich kein Selbstläufer, in dieser Lage einen fähigen Nachfolger zu finden. Jedenfalls ist es ein Risiko. Ob es wirklich kleiner ist als das Risiko einer Weiterbeschäftigung Thorwirths? Eines ist übers Wochenende auf keinen Fall kleiner geworden: die Sorgen um die Messe Essen.