Kray. .

„Ihr wisst, dass das hier ein Spielplatz ist?“ Sozialpädagoge Thomas Lange nimmt ein jugendliches Trio ins Visier, das den Durchgang über den Spielplatz an der Kiwittstraße als Abkürzung nutzt - mit Bierdosen in der Hand. „Mit den Kannen bitte außen rum laufen!“ Mit dem Image eines Stänkerers könne er gut leben, lacht Lange. Schließlich sei es ihm wichtig, mit seinem „Gecko-Mobil“ hier Präsenz zu zeigen - besonders, seitdem die NPD ihre NRW-Zentrale unweit von hier an die Marienstraße verlegt hat.

„Eigentlich wollte ich mit dem mobilen Spielangebot gar nicht hierhin zurück“, so Lange. Bis 2004 leitete er knapp 200 Meter weiter das „Ecki“, das evangelische Kinder- und Jugendhaus an der Eckenbergstraße. Doch dann beschloss die Gemeinde, das Haus zu schließen – ein Jugendhaus sollte ihr reichen. Das „Gecko“ an der Leither Straße überlebte die Sparmaßnahme, „Ecki“ musste gehen. „Ich fand, wenn man so ein Angebot schließt, muss das in dem Viertel auch spürbar sein.“

Stattdessen hat Lange ein mobiles Angebot geschaffen: 2005 wurde das „Gecko Mobil“ geboren. Seitdem hält es drei Tage die Woche an Orten, wo sich Kinder und Jugendliche aufhalten: dienstagnachmittags am Bolzplatz am Füllenkamp an der Volksgarten-Skaterbahn oder an der Bikeranlage Wolfskuhle, donnerstagnachmittags am Wohnheim Grimbergstraße oder am Spielplatz im Sulzbachtal. Mittwoch war bislang der Spielplatz an der Kellinghausstraße das anvisierte Ziel für das mobile Angebot. „Doch der Emscherverband muss dort die Kanalisation sanieren“, erläutert Lange. Für das Gecko-Mobil sei da kaum noch Platz – immerhin baut das Team auch ein kleines Vorzelt auf, unter das man Tische und Stühle stellen kann.

Neue Brett- oder Kartenspiele

„Hier können die Kinder neue Brett- oder Kartenspiele ausprobieren“, erläutert Thomas Lange. Außerdem gehe es ihm darum, zu beobachten, wie die Eltern mit den Kindern – und diese untereinander umgehen. „Wenn jemand ,Ey, du Sack‘ sagt, ist das zwar auch eine Anrede – aber eben nicht die beste“, so Lange, „da kann man Alternativen aufzeigen“. Und das tut er, nachdem die Kellinghausstraße so wenig Platz bietet, mittwochnachmittags an der Kiwittstraße, unweit des alten „Eckis“ und ganz in der Nähe der NPD-Zentrale. „Die Kinder sollen sich Raum aneignen und diesen so gestalten, wie sie sich wohlfühlen“, erläutert der Sozialpädagoge, der auch in der Initiative „Kray ist bunt“ aktiv ist. Bei einer Demo gegen die rechtsextreme Partei „Pro NRW“, kam erstmals die Idee, mit dem „Gecko Mobil“ Vielfalt zu demonstrieren und „die Plätze nicht den Rechten zu überlassen.“ Der Zuzug des unwillkommenen braunen Nachbarn verstärkte diesen Wunsch.

Bei dem ersten Einsatz des Gecko-Mobils ist der Zuspruch anfangs noch zögerlich. Nur eine Familie nimmt den Wagen langsam in Augenschein.Immerhin greift sich Malte, mit zwei Jahren der Jüngste, bald die bereitliegenden Buntstifte. „Das Angebot muss sich noch etablieren“, ist Lange überzeugt. „Und den erneuten Schneefall haben wir uns für die Premiere auch nicht gerade gewünscht.“

Dass das Gecko-Mobil schnell Freunde findet, zeige sich regelmäßig an den anderen Standorten. An der Kellinghausstraße werde man zum Beispiel schon vermisst, so Lange. „Deshalb bauen wir da nicht ganz die Zelte ab.“ Jeden ersten Mittwoch im Monat drängen sich Lange und sein Team dann doch auf den Rest-Spielplatz. Präsenz zeigen ist eben eine Daueraufgabe.