20 Zentimeter Neuschnee haben am Morgen den Verkehr in Essen fast zum Stillstand gebracht. Weil die Evag am Morgen die Notbremse zog und den Busverkehr einstellte, kamen mehrere tausend Schüler nicht zur Schule. Der Andrang auf die Stadtbahnen wurde so groß, dass die Evag im Hauptbahnhof von 8 bis 11 Uhr die Abgänge zu den Gleisen immer wieder sperrte, um Entlastung zu schaffen. Auf der A 40 ebenso wie auf den großen Zufahrtsstraßen waren Autofahrer auf festen Eispanzern im Schritt-Tempo unterwegs. Bei den Entsorgungsbetrieben (EBE) wurde die Telefon-Hotline durch eine Flut von Beschwerden überlastet. Doch EBE-Sprecherin Bettina Hellenkamp weist Vorwürfe zurück. „Es war nicht besser zu machen.“
Der Schneefall war in der Tat überraschend gekommen, offenkundig auch für die Wetterdienste. Es gab am Vortag keine Wetterwarnung und die Ansage: In Höhenlagen vereinzelt Schneefall, ein bis zwei Zentimeter. Hellenkamp: „Die Glättewarnung wurde für Essen erst um acht Uhr früh heraus gegeben – da waren wir bereits seit fünf Stunden im Einsatz.“ Allerdings: Bereits am Vorabend war über Ostwestfalen ein gewaltiges Schneetreiben niedergegangen und nach Westen weiter gezogen.
Um Mitternacht hatten die Entsorgungsbetriebe ihre Bereitschafts-Mannschaft aus dem Bett getrommelt. Um drei Uhr früh rückten zwölf Streufahrzeuge aus, um sechs Uhr folgten fünf kleinere Wagen für die Nebenstraßen. Die EBE hat am Morgen nach eigenen Angaben 160 Tonnen Salz und rund 30 000 Liter Salzlake auf die Straßen gebracht.
Und doch, es reichte nicht: „Der Busverkehr ist eingestellt, weil überall die Laster quer stehen“, ließ die Evag den ganzen Morgen im Hauptbahnhof durchsagen. Bis zum Nachmittag zählte die Polizei 90 Unfälle auf glatten Straßen, zum Glück meist mit Blechschäden. Die EBE selbst blieb ebenfalls im Schnee stecken: Der geplante Einsatz des Schadstoffmobils wurde abgesagt, weil das Ziel Kupferdreh nicht erreichbar war. Fast alle Müllwagen blieben am Morgen auf dem Betriebshof stehen, erst am späten Vormittag rückten einige der Fahrzeuge aus, um wenigstens in einigen Quartieren die Tonnen zu leeren.
Am Nachmittag rückten die Räum- und Streufahrzeuge erneut aus. „Wir wollen so viel Schnee wie möglich von den Straßen räumen, bevor der vorhergesagte Frost kommt“, sagte Bettina Hellenkamp. Denn für heute gibt es eine Wetterwarnung: verbreitet Straßenglätte bis mindestens 15.30 Uhr.