Die erste Runde der Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Länder ist vergangene Woche ohne Ergebnis vertagt worden. Kommende gibt es die zweite.
Auch tausende Essener Beschäftigte, die im Dienst des Landes arbeiten, schauen gespannt nach Potsdam. Denn sollten die Arbeitgeber kein annehmbares Angebot vorlegen – und damit wird gerechnet – , drohen sie mit Streikaktionen, die auch die Essener Bürger treffen könnten.
Verdi schätzt die Zahl der von der aktuellen Tarifrunde betroffenen Mitarbeiter in Essen auf 18 000 bis 19 000. Sie sind in der Universität, in den Justizbehörden, im Uniklinikum oder in der Stadtverwaltung tätig. Denn auch die kommunalen Beamten fallen in den Tarifvertrag der Länder. Hinzu kommen die angestellten Lehrer, für die in der Tarifrunde außerdem um eine verbindliche Regelung der Eingruppierung gekämpft wird - eine Forderung, die sie schon in der letzten Tarifeinigung nicht durchsetzen konnten.
Sicher: Druck vor der nächsten Tarifrunde aufzubauen, ist gelerntes Ritual der Gewerkschaft. Aber diesmal scheint der Ärger auch bei den Essener Beschäftigten besonders groß zu sein. Sie fordern nicht nur 6,5 Prozent mehr Gehalt - wohlwissend, dass es am Ende weniger sein wird. Es geht ihnen vor allem um angemessene Bezahlung und Gerechtigkeit, wie das Beispiel von Holger Lange zeigt.
Er ist Pfleger im Uniklinikum. Wie viele seiner Berufskollegen berichtet er von Arbeitsverdichtung, fehlendem Personal und Pflege, die ihrem Namen nicht mehr gerecht wird. Mit seinen 20 Berufsjahren jedoch verdient er rund 70 Euro weniger im Monat als ein Kollege, der an einem kommunalen Klinikum arbeitet. Genauso ergeht es Straßenwärtern, Justiz- oder Verwaltungsangestellten.
Verdi will die Schere, die zwischen dem Tarifvertrag der Kommunen/Bund und dem der Länder schließen. Zurzeit geht sie nach dem Tarifabschluss der Kommunen 2012 weiter auf.
Was die Landesbediensteten aber zusätzlich auf die Palme treibt ist der Fakt, dass der Arbeitgeber nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichtes den Urlaub um vier Tage kürzen will. Für Neuverträge gilt das jetzt schon. Aus Sicht von Essens Bezirksgeschäftsführer Lothar Grüll ist es nur noch eine Frage weniger Jahre, bis das Urlaubsniveau für alle gesenkt wird, wenn dies in der laufenden Tarifrunde nicht gestoppt wird. Grüll unterstreicht: „Die Kollegen sind stinkig “. Genügend Mobilisierungspotenzial zum Streik ist aus Sicht der Gewerkschaft da. Fest steht bislang aber nur: „Wir werden vor allem stichpunktartige Aktionen planen, so dass der Arbeitgeber nicht so schnell reagieren kann“, so Grüll.