Kleider machen Leute, heißt es ja. Momentan machen sie vor allem Clowns und Cowboys. Es ist Karnevalszeit. Und da kommt eine Ausstellung mit dem Titel „Kleiden - Verkleiden“ im Museum Folkwang gerade recht.
Es ist ein Blick in die Schränke und Persönlichkeiten der Menschen. Vor allem aber ist es eine schöne Begegnung mit dem überreichen Bestand der Fotografischen Sammlung, die allein zu diesem Thema so viel zu bieten hat, dass Gastkuratorin Inga Schneider, Absolventin des weiterbildenden Studiengangs Kunstkritik & Kuratorisches Wissen der Ruhr-Uni Bochum, Mühe mit der Auswahl hatte.
Herausgekommen ist eine kleine, kluge Typologie von Menschen mit und ohne Uniform, zwischen Mummenschanz und Gesellschaftsbild, die mit rund 50 Arbeiten den Bogen spannt von August Sanders berühmt-sachlichen „Menschen des 20. Jahrhunderts“ bis zu den Jugend-Porträts von Albrecht Tübke. Die Chargesheimers Zeitlosigkeit des Clowns aus dem Kölner Karneval der 50er Jahre nicht auslässt wie Diane Arbus’ famose Freaks.
Und während jüngere Fotografen-Generationen wie Tobias Zielony und Jürgen Teller im Look ihrer Gegenüber vor allem die Suche nach einem Image, nach Gruppen-Identifikation entdecken, wirken Sanders Jungbauern in ihren steifen Sonntagsanzügen doch unfreiwillig fremd im eigenen Standes-Gewandt. Käthe Buchlers Fotoreihe „Frauen in Männerberufen“ aus dem 1. Weltkrieg dokumentiert sogar, dass mit Uniform ein echter Rollen- und Gesellschafts-Wandel gelingen kann.
So begleitet die Schau Menschen beim Sichtbarmachen wie Verhüllen ihres Ichs und zeigt, dass der Stoff dem Menschen eine bestimmte Haltung gibt, ohne gleich Korsett sein zu müssen.