Essen. . Eine vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) finanzierte Machbarkeitsstudie bescheinigt dem Umzug des Schaustellermuseums nach Zollverein gute Aussichten – die Finanzierung ist allerdings noch unklar.

Von der Geschäftigkeit eines Jahrmarkts ist das Gelände der ehemaligen Kokerei Zollverein weit entfernt, wenngleich das Riesenrad zwischenzeitlich für einen Hauch von Kirmes-Nostalgie sorgte. Heute steht das Fahrgeschäft still und auch sonst ist es eher ruhig als rummelig auf dieser Seite Zollvereins.

Das könnte sich ändern, wenn der mancherorts seit langem gehegte Wunsch eines Umzugs des Schaustellermuseums auf das Kokereigelände wahr wird. Eine vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) finanzierte Machbarkeitsstudie bescheinigt dem Vorhaben nun gute Aussichten. Freunde hat die Idee ohnehin viele in Kultur und Politik, nicht zuletzt Theo Grütter, Direktor des ebenfalls auf Zollverein beheimateten Ruhrmuseums. „Wir würden das Schaustellermuseum gerne betreiben.“

Derzeit ist die traditionsreiche Ausstellung in einer Halle an der Hachestraße in der Innenstadt untergebracht. Ein Verein kümmert sich um die Schau, die Besucher dort nach Anmeldung sehen können. Von „nicht optimalen Voraussetzungen“ spricht Historiker Theo Grütter. „Hier auf Zollverein hätte man dieses Kleinod konservatorisch gerettet.“ Eine genaue Örtlichkeit auf der Kokerei ist bereits ins Auge gefasst, genau genommen sind es derer zwei, denn die Ausstellung soll geteilt werden.

Fahrgeschäfte, Karussellpferde, Drehorgeln

Plakate, Schriftstücke und andere sensible Objekte will man in einem öffentlich zugänglichen Depot unterbringen, das das Ruhrmuseum ohnehin für eigene Exponate plant. Es soll in der „Salzfabrik“ entstehen, einem viergeschossigen Quaderbau auf der so genannten „weißen Seite“ der Kokerei, der derzeit leer steht.

Die großen, mechanischen Ausstellungsstücke dagegen, die Fahrgeschäfte, Karussellpferde und Drehorgeln, sollen im bislang wenig beachteten Gasometer eine neue Heimat finden. Der liege nur einen Katzensprung von der Salzfabrik entfernt und dränge sich schon wegen seiner Form geradezu auf, findet Theo Grütter. Wo könnte es besser rund gehen als in einem Gasometer?

Der kulturkundliche Teil in der Salzfabrik, der „Mitmach-Teil“ ein paar Schritte weiter im Gasometer – so weit der Plan, der vor allem Familien mit Kindern nach Essen und aufs Zollverein-Areal locken soll. Die Stiftung Zollverein begrüßt denn auch die Idee, wenngleich „die Rahmenbedingungen noch geklärt werden müssen“, so der Vorstandsvorsitzende Hermann Marth.

Umfassende Baumaßnahmen nötig

Die nun vorliegende Studie widmet sich vor allem dem Umgang mit der Sammlung, unbeantwortet bleiben dagegen Fragen nach Kosten und Finanzierung. Das gilt sowohl für die Kosten zur Herrichtung der beiden Industriebauten – gerade im Gasometer wären laut Theo Grütter „umfassende Baumaßnahmen“ nötig – als auch für Unterhaltung und Betrieb.

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Inwieweit der LVR – der gemeinsam mit Land und Stadt das Ruhrmuseum trägt und 30.000 Euro für die Machbarkeitsstudie gezahlt hat – sich langfristig beim Schaustellermuseum einbringen will, dazu mag man in Köln noch nichts sagen. Die Stadt zahlt derzeit 62.000 Euro für die Nutzung der Halle an der Hachestraße, die in eigenem Besitz ist, zudem bekommt der betreibende Verein einen Zuschuss aus dem Kulturetat. Ob die Stadt das Museum in diesem Umfang weiterhin mitfinanzieren will, dazu auch im Rathaus nichts Genaues. Heute stellt Theo Grütter die Ergebnisse des Gutachtens im Kulturausschuss vor und hofft auf Unterstützung aus der Politik. Bis März wollen LVR und Ruhrmuseum die Kosten ermitteln, etwa drei Jahre Zeit, schätzt Grütter, bräuchte man für eine Umsetzung des Konzepts.

Ein anderes Fragezeichen immerhin gebe es nicht mehr: Die Erben Erich Knockes, der die viel gerühmte Ausstellung zusammentrug, seien mit im Boot und unterstützten die Pläne.