Der Diagnostiker: Die Alzheimer-Krankheit ist bislang unheilbar. Aber um ihren Verlauf zu verzögern, ist eine möglichst frühzeitige Diagnostik wichtig.
Der Kampf im Kopf hat viele Gesichter. „Und es muss nicht immer Alzheimer sein“, stellt Dr. Hartmut Fahnenstich, Abteilungsleiter der Memory-Clinic im Geriatriezentrum Haus Berge des Elisabeth-Krankenhauses, fest. „Rund 50 Prozent der Menschen, die zu uns kommen, haben letztlich keine Demenz, sondern sind beispielsweise depressiv oder überfordert.“ Um Klarheit zu bekommen und die richtigen Weichen für eine eventuell notwendige Behandlung zu stellen, ist eine frühzeitige Diagnostik daher sehr wichtig.
Gedächtnisveränderungen im Alter sind völlig normal. „Wenn Ältere Neues lernen, brauchen sie dafür meist mehr Zeit, das heißt aber nicht, dass sie es gar nicht mehr können“, so Fahnenstich. „Die Verknüpfungen im Gehirn funktionieren im Alter meist sogar noch besser.“ Ob tatsächlich eine Demenz, also eine krankhafte Gedächtnisveränderung vorliegt, zeigt nur eine genaue Differentialdiagnostik.
Etwa 10 000 Menschen leiden in Essen an der Alzheimer-Krankheit. Die Dunkelziffer ist hoch, da sowohl Betroffene wie Angehörige die Symptome anfangs verleugnen und den Gang zum Arzt scheuen.
Rund 1000 Patienten kommen jährlich zur Diagnostik in die Ambulanz der Memory-Clinic. Die etwa einstündige Untersuchung umfasst zunächst eine so genannte psychosoziale Diagnostik: „In einem persönlichen Gespräch mit dem Patienten versuchen wir, hinter die Fassade zu gucken“, erläutert Fahnenstich. Über Gedächtnistests werden dann Kurzzeitgedächtnis und die Fähigkeit zu räumlichem und abstraktem Denken überprüft. „Diese Tests sind Teile einer Bausteindiagnostik und dürfen nicht losgelöst betrachtet werden”, stellt Fahnenstich klar. Eine neurologisch-psychiatrisch-internistische Untersuchung sowie ein Gespräch mit den Angehörigen schließt die Diagnostik ab. Sollte auf der Basis dieser Untersuchung keine eindeutige Diagnose möglich sein, gibt es noch die Möglichkeit, die Alzheimer-Krankheit durch Computertomographie oder Kernspintomographie sichtbar zu machen. „Allerdings gelingt dies nicht in der Frühphase der Erkrankung”, erklärt Prof. Dr. Michael Forsting, Radiologe und Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen. „Aber im fortgeschrittenen Stadium zeigt sich eine deutliche Schrumpfung des Gehirns.”
Sofern auch die bildgebenden Verfahren keine klare Diagnose zulassen, kann im Rücken über eine „Liquor-Punktion” Nervenwasser entnommen werden. Darin zeigen sich dann eventuell die die Alzheimer-Krankheit verursachenden veränderten Eiweiße.
Für die Alzheimer-Krankheit ist grundsätzlich eine möglichst frühe Diagnostik wichtig. „Die Medikamente sind am wirkungsvollsten, je früher sie eingesetzt werden“, so Fahnenstich. „Dann können sie den Krankheitsverlauf deutlich hinauszögern.“