Das Architektenbüro Hascher Jehle hatte sich um ein Haar selbst aus dem Wettbewerb bugsiert, als es in der Planungsrunde der letzten sieben Büros statt der geforderten Kostenschätzung ein Schreiben mitschickte. In dem hieß es, der von der Messe gesetzte Kostenrahmen sei nicht auskömmlich. Dem Vernehmen nach hatten die Berliner die Kosten damals statt der avisierten 90 auf rund 118 Millionen Euro taxiert.
Auf den Hinweis, eine solche Nichterfüllung der Anforderungen ziehe letztlich den Ausschluss vom Wettbewerb nach sich, reichte Hascher Jehle die Berechnung nach. Es war, so betont der für das Messe-Bauprojekt zuständige Roland Weiss in seinem Brief an die Aufsichtsräte, die einzige Kostenschätzung, die außerhalb der in diesem Stadium „üblichen“ Bandbreite von 20 Prozent überm Kostenrahmen lag.
Diese Bandbreite auf maximal zehn Prozent herunterzuschrauben, dies soll jetzt in der ersten Planungsstufe gelingen. „Wer eine genaue Zahl will, der muss ein bisschen warten“, so lautet das geflügeltes Wort in der Messe. Schließlich würden bis April auch keine Fakten geschaffen. Gut möglich also, dass die Debatte über die Messe-Neubaufinanzierung im April noch einmal hochkommt, dann, wenn diese belastbaren Daten auf dem Tisch liegen.
Immerhin, die anfängliche grobe Kostenschätzung kommt von einem, der sich im Baugeschäft genauso auskennt wie mit den Essener Beteiligten: von Projektsteuerer Klaus Wolff nämlich (Philharmonie, Stadion, Eon-Ruhrgas etc.), der die erste Grob-Kalkulation nach NRZ-Informationen einst für die städtische Grundstücksverwaltung GVE anfertigte. Und mit Roland Weiss ist zudem just der Mann für die Messe mit dem Vorhaben betraut, der zuletzt für eben jenen Klaus Wolff die Geschäfte führte.
Ob das reicht, um auch die politischen Baustellen im Griff zu behalten, muss sich noch erweisen. Die Grünen wollen den Aufsichtsrat bereits an die Leine nehmen: Keine finanzwirksamen Beschlüsse ohne Ratsbeschluss, heißt ihre Devise. Einen Zahlentrick dagegen gibt’s wohl nicht.