Wer die Musik bezahlt, bestimmt, was gespielt wird. Nach diesem Motto spielt sich eine Posse um ein geplantes Hinweisschild zum ehemaligen Bahnhof Rüttenscheid ab. Im Zentrum: Bürgermeister Rolf Fliß (Grüne). Der hatte mit dem damaligen Vorsitzenden des Bürger- und Verkehrsvereins, Herbert Bauckhage, die Idee aus der Taufe gehoben und rund 3000 Euro für das 1,50 Meter hohe Schild gesammelt. Die textliche Redaktion übernahm Ulrich Straeter, Mitstreiter von Fliß im Aktionskreis Rüttenscheid.
An dem Schriftwerk scheiden sich die Geister. Verschiedene Punkte bemängelt der Verein. Unter anderem hat er nicht gerne gelesen, dass Juden von hier aus deportiert wurden. Philip Müller, der 1952 von der Polizei auf der Brücke erschossene Kommunist, erscheint ebenfalls im Text. Fliß taucht zwei Mal auf: Ihm wird ein Teil der Meriten für den Umbau der früheren Bahnstrecke zum Radweg zugesprochen.
Der Bürger- und Verkehrsverein will nicht mehr auf dem Schild erscheinen. „Das ist Selbstbeweihräucherung und schlechter Stil“, ätzte CDU-Sprecher Heinz-Leo Draese in der Bezirksvertretung. Sein Fraktionskollege, Nachfolger von Bauckhage im Verein, sagte: „Ich habe noch lebende Personen gefragt, ob sie unbedingt auf der Tafel erscheinen müssen. Die Antwort war Ja.“ Gemeint sind Fliß und Straeter.
Davon will Fliß nichts wissen. „Der Autor der Tafel hat gedacht ,Ehre, wem Ehre gebührt’. Aber ich hänge da nicht dran.“ Von den Politikern in der Bezirksvertretung bekam er grünes Licht: Hier sitzen die Grünen in der Mehrheitskoalition.