Berlin ist für Künstler, Sammler und Galeristen immer noch eine Reise wert. Auch wenn im Epizentrum des kreativen Schaffens längst nicht mehr jeder Meter Kreuzberg-Kiez als Contemporary-Art-Meile zu vermarkten ist, bleibt Berlin schillernder Art-Ort, während das Ruhrgebiet Farbe verliert. Ein gutes Dutzend meist alteingesessener und bestens vernetzter Galerien hält seit Jahren noch erfolgreich die Stellung und trotzt der rheinischen Versuchung, die Adresse am Ende doch nach Köln oder Düsseldorf zu verlegen.

Es hat immer wieder Versuche gegeben, der Region mit seiner Folkwang-Tradition, seiner reichen Museumslandschaft und den Hochschulen neue Impulse zu geben: von der Debatte über die Kunst im Glückaufhaus bis zur Kunstmesse C.A.R., der Contemporary Art Ruhr, die seit einigen Jahren versucht, die Zeche Zollverein zum Standort internationaler Gegenwarts- und Medienkunst zu machen.

Der jüngste Vorstoß, der Szene f neuen Schwung zu verleihen, kommt nun von Reinhard Wiesemann, dem ebenso engagierten wie umtriebigen Betreiber des Unperfekthaus, der sich mit Argumenten wie „klappt sowieso nicht, alles schon versucht“ erfahrungsgemäß selten abspeisen lässt. So hat Wiesemann unlängst den Vorschlag gemacht, in der Nordstadt einen neuen Kunst-Standort zu etablieren. Die von ihm ins Spiel gebrachte City-Halle, so das Ergebnis eines ersten Gedankenaustauschs unter hiesigen Galeristen, könnte künftig ein Ausstellungs-Haus für junge Künstler werden. Ein Gemeinschafts-Schauraum für den kreativen Nachwuchs, für den im Jahresprogramm der etablierten Galerien sonst kaum Platz bliebe.

Für das experimentelle Vorhaben hat Wiesemann räumliche und finanzielle Hilfe in Aussicht gestellt. Neben dem Verzicht auf Miete will er auch Personal zur Verfügung stellen und beim Marketing helfen. Erst beim Verkauf der Kunst rechnet der Kreativ-Unternehmer mit einer Provision.

Für die beteiligten erfahrenen Galeristen wie Gerhard Schütte und Ricarda Fox ist eine Voraussetzung dabei ganz wichtig: „Die Qualität muss stimmen“, sagt Fox. Es dürfte nicht darum gehen, nur einen Raum zu füllen, mit welcher Filz- und Zeichenkunst auch immer. Sie selbst ist das Kunstwagnis Nordstadt mir ihrer Galerie K29 schon vor einer Weile eingegangen. Ein bisschen Nachbarschaftshilfe für einen neuen Essener Kunst-Kiez könnte da nicht schaden.