Stoppenberg. .
Erinnern Sie sich noch? 55,9 Pfennige für den Liter Benzin – das glaubt heute keiner mehr, wenn es nicht auf einem Bild mit großen, roten Ziffern dokumentiert wäre. Auch „selbst tanken“ kam damals so langsam in Mode. Heute ist der Tankwart fast nicht mehr existent. Heinz Josef Klaßen zeigt unter dem Titel „Gegenwärtige Vergangenheit, Essener Motive von 1970 bis 2012 – Malerei“ zahlreiche Ansichten in der Arka-Kulturwerkstatt auf der Zeche Zollverein.
Der 1936 geborene Künstler Heinz Josef Klaßen gewährt dabei Einblicke in sein künstlerisches Schaffen der letzten 30 Jahre. Seine Malerei umfasst Arbeiten mit einem Bezug zur Stadt Essen – von 1970 bis heute. Ausgangspunkt waren dabei immer eigene fotografische Aufnahmen von Stadtszenerien, Häusern, dem Hafen, Tankstellen und Bahnanlagen. Dem Rheinischen Platz galt in den vergangenen Jahrzehnten sein besonderes Interesse Da alle diese Objekte mittlerweile verschwunden sind, haben diese Gemälde auch einen außergewöhnlichen dokumentarischen Wert. Für den Künstler war dieser Aspekt jedoch kein Beweggrund. Ihm ging es und geht es um eine bildnerische Auseinandersetzung mit dem vorgefundenen Material, wobei eine eigenständige Bildwirklichkeit erschaffen wird, wie sie aus der konstruktiven Gesetzmäßigkeit und subjektiven Befindlichkeit erwächst.
Die fehlende pessimistische Grundstimmung, aber auch die technisch anspruchsvolle Malkultur der Werke kann durchaus als Reverenz an die ursprünglichen Objekte gesehen werden, die zu ihrer Zeit in ihrer Werthaltigkeit Leben und Arbeit für die Menschen bedeuteten. Deutlich wird auch, wie das Nützliche und Geschätzte sich schnell als unzeitgemäß und nicht mehr brauchbar erweist und dann vergessen wird.
Klaßens detailgetreu wiedergegebenen Essener Ansichten faszinieren wegen ihrer Präzision und Detailgenauigkeit. So wirken seine Gemälde wie Fotografien. Unwirklich-wirklich ist der Eindruck der Gegenstände, die Heinz Josef Klaßen mit seinem Pinsel vor der Vergessenheit bewahrt.
Heinz Josef Klaßen studierte Kunsterziehung und Philosophie in Mainz und war seit 1966 Lehrer am Alfred-Krupp-Gymnasium.