Essen. Die Wirtschaftsförderer aus Essen und Mülheim starten ein Projekt, um die Industrie-Unternehmen für die Zukunft besser aufzustellen. Beratungen können gefördert werden. Großes Thema wird dabei sein: Wie können die Firmen trotz fehlender Gewerbeflächen wachsen?

Mit dem Strukturwandel rückt seit Jahren der Dienstleistungsstandort Essen in den Fokus. „Doch wir haben dabei die Industrie etwas aus dem Auge verloren“, räumt Wirtschaftsförderer Dietmar Düdden ein. Rauchende Schlote, Arbeitsplätze in Schmutz und Dreck - auch das schlechte Image der Industrie hat sich gewandelt. Und nun kehrt offenbar das Bewusstsein zurück, wie wichtig der verbliebene industrielle Kern auch heute noch ist.

Aus diesem Grund haben die städtischen Wirtschaftsförderungen Essen und Mülheim gestern eine Industrie-Offensive gestartet. Das Projekt trägt den Namen „Durchstarten in der Produktion! Kosten senken - Leistung steigern.“ Es soll vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen helfen, wettbewerbsfähig zu bleiben.

Zahl der Industrie-Jobs stark gesunken

Zwar hat das produzierende Gewerbe in den letzten fünf Jahrzehnten einen rasanten Arbeitsplatzabbau hinter sich. Von einst über 100.000 Industrie-Jobs in Essen ist nur noch ein Bruchteil vorhanden. Im engeren Sinne gibt es derzeit 170 größere Industriebetriebe mit 18.000 Mitarbeitern. Zählt man das gesamte produzierende Gewerbe, zu dem auch Energie, Wasserwerke, der Bau und das produzierende Handwerk gehören, sind es 40.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze - ein Anteil von knapp 19 Prozent. Der Anteil der Bruttowertschöpfung liegt bei rund 40 Prozent, ist also ungleich höher.

Auch wenn sich das Schmuddel-Image geändert hat - die Vorbehalte in der Bevölkerung gegen neue Ansiedlungen sind groß. Hinzu kommt: In Essen wie im gesamten Ruhrgebiet gibt es zu wenige Gewerbeflächen, die den Erweiterungsbedarf der Betriebe auch nur annähernd decken werden.

Nur 100 Hektar verfügbar

Nach Schätzung der Industrie- und Handelskammer werden in Essen in den nächsten 15 Jahren rund 360 Hektar gebraucht. Aber nur 100 Hektar werden bestenfalls verfügbar sein. „Jedes zweite Unternehmen signalisiert uns für die nächsten Jahre, dass es erweitern möchte“, sagt Düdden. Ein Wunsch, dem Essen wohl in manchen Fällen nicht nachkommen kann.

Auch dafür ist das neue Projekt gedacht. Mit Hilfe von Beratern sollen Unternehmen ausloten, welche Wachstumsmöglichkeiten es am vorhandenen Standort gibt. Eine der Firmen ist die Essener Geldschrankfabrik. Das Unternehmen kann am Sitz in der Freytagstraße nicht mehr anbauen, hat weitere Standorte in der Stadt. „Wir wollen ausloten, wie wir mit dem Standort klarkommen können“, so Geschäftsführer Rainer Schleiting.