Eine Stadt, die den größten Teil der ortsansässigen Arbeitslosen selbst betreut - auf den ersten Blick scheint es dafür keinen rechten Grund zu geben. Traditionell ist ja die Agentur für Arbeit mit dieser Aufgabe betraut, und die meisten Kommunen vertrauen nach wie vor auf die Nürnberger Bundesbehörde mit ihren lokalen Filialen. Im Jahr 2011 setzte die Stadt Essen trotz mancher Bedenken die höchstrichterlich ermöglichte Änderung durch, Anfang 2012 ging das eigene Jobcenter dann an den Start und gestern zog die Stadtspitze eine erste Bilanz. Das Fazit: „Wir sind zufrieden mit dem Erreichten, aber wir haben natürlich noch ambitioniertere Ziele“, sagt Peter Renzel, als Sozialdezernent im Verwaltungsvorstand verantwortlich auch für das Jobcenter.

Die letztlich entscheidende Frage konnte Renzel (noch) nicht mit einer hieb- und stichfesten Erfolgsmeldung beantworten: Was hat das ganze nun konkret gebracht für die über 28 000 Essener Langzeit-Erwerbslosen, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (Hartz IV) beziehen? „Aus internen Bewertungen wissen wir, dass wir 2012 sechs Prozent mehr in Integrationsmaßnahmen bringen konnten als im Jahr zuvor“, betont Renzel. Aus der Arbeitslosenstatistik lässt sich das allerdings nicht recht ersehen, dort gab es bei den Leistungsbeziehern ganz im Gegenteil von 2011 zu 2012 ein Wachstum um fast drei Prozent. Der Leiter des Jobcenters, Dietmar Gutschmidt, begründet dies mit dem starken Rückgang an Bundesmitteln für Lohnkostenzuschüsse, Qualifizierungen und Gemeinwohlarbeit. Standen der Agentur für Arbeit 2010 noch 81 Millionen Euro für Essen zur Verfügung, sank diese Summe 2012 - dann schon unter städtischer Regie - auf 51 Millionen Euro, und 2013 sind noch einmal vier Millionen Euro weniger zu erwarten. Gutschmidt zufolge litten darunter erprobte Modelle erfolgreicher Träger, die geholfen hätten, Menschen in Arbeit zu bringen.

Immerhin: Rund 9500 Mal gelang dem Jobcenter 2012 die Vermittlung in eine Erwerbstätigkeit, etwa 7800 Menschen konnte man eine Ausbildung oder eine andere qualifizierende Betätigung verschaffen. Das Thema Sanktionen spielte übrigens nur eine untergeordnete Rolle: 3200 Mal wurden bei „Kunden“ Leistungskürzungen durchgesetzt, überwiegend wegen Versäumnissen der Meldepflicht, also dem Nichterscheinen trotz eines konkret vorliegenden Jobangebots.

Ein Herzstück des kommunalen Jobcenters, das auch Oberbürgermeister Reinhard Paß erklärtermaßen sehr wichtig ist: der so genannte „Jobservice“. 30 städtische Vermittler bemühen sich hier mit einigem Erfolg, Erwerbslose und Firmen, die Mitarbeiter suchen, rasch und unbürokratisch zusammenzubringen. 2012 schaffte diese Abteilung rund 1200 Mal Vermittlungen in Jobs und 1500 Mal in Ausbildungsplätze. Paß zufolge soll dieser Sektor ausgebaut werden, da hier die Chancen des Optionsmodell besonders augenfällig seien.