Rente mit 67? Nicht mit Klaus Kunze. Der Geschäftsführer der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) wird im Februar 69 Jahre alt. Heute soll der Aufsichtsrat seinen Vertrag um weitere zwei Jahre verlängern. Es wäre ein weiteres Kapital in einer erstaunlichen Karriere, die 1958 bei der Stadtverwaltung ihren Anfang nahm. Seinen ersten Arbeitstag trat der junge Verwaltungslehrling in kurzen Hosen an. Doch Kunze lernte schnell dazu, nicht was die Wahl der Kleidung angeht. Mit dem SPD-Parteibuch in der Tasche machte er Karriere, wurde 1984 persönlicher Referent des populären Oberbürgermeisters Peter Reuschenbach und 1998 Chef der Entsorgungsbetriebe. Während andere in seinem Alter den Ruhestand genießen und sich um die Enkel kümmern, soll Kunze bei der EBE noch eine Schüppe drauflegen.
Er selbst will sich dazu nicht äußern. Andere äußern leise ihr Missfallen oder werden deutlicher wie CDU-Fraktionschef Thomas Kufen (siehe Text unten). Alles Wehklagen aus den Reihen der Ratsmehrheit ändert nichts daran, dass im Aufsichtsrat die SPD gemeinsam mit Oberbürgermeister Reinhard Paß und den Beschäftigtenvertretern die Mehrheit stellen.
Letztere sind ein Faktor bei den Entsorgungsbetrieben. Ja, es gab Zeiten, da fragten sich Außenstehende, wer den Hut auf hat bei der EBE? Klaus Kunze, der Geschäftsführer, oder der damalige Betriebsratsvorsitzende Manfred Diehl, der bis heute im Aufsichtsrat sitzt. Der Vorstoß, mit Kunze noch einmal zu verlängern, kam von Arbeitnehmerseite, heißt es. Die Mitarbeiter sind mit Kunze gut gefahren, erst recht seit die Stadt satte 49 Prozent ihres Abfallbetriebes für 45 Millionen Euro privatisiert hat.
Seit 2004 sitzt Remondis mit im Boot. Dass der Belegschaft der frische Wind nicht zu heftig ins Gesicht bläst - Klaus Kunze dürfte seinen Teil dazu beigetragen haben. Einen Co-Geschäftsführer, der bei den Beschäftigten nicht gut gelitten war, zog der private Miteigentümer ab. Ein Müllmanager mit Vorgeschichte, den Remondis als Nachfolger ausgeguckt hatte, trat gar nicht erst an, nachdem sein Name durch Indiskretionen in der Presse aufgetaucht war. Seit 2006 ist der Posten unbesetzt. Nun, so heißt es, will Remondis wieder einen zweiten Mann neben Kunze installieren.
Die Beschäftigten bauen da offenkundig lieber auf Kontinuität. Auch die SPD hält an Kunze fest, nicht nur weil über eine Neubesetzung der Rat entscheiden müsste. Die Stadt will ihre Holding-Gesellschaft EVV neu aufstellen. Mit Evag-Geschäftsführer Horst Zierold und Stadtwerke-Chef Bernhard Görgens scheiden 2013 zwei Schwergewichte aus, da sollte mit Kunze nicht auch ein weiteres seinen Stuhl räumen, heißt es aus SPD-Kreisen. Apropos Görgens: Auch dessen Name fällt - als möglicher hauptamtlicher EVV-Geschäftsführer.