Normalerweise verblassen Erinnerungen über die Jahre. Bei Diana Rattray ist das umgekehrt. Die Erinnerungen an die Jugend in England, den Ausflug ans Meer, die eigene Schulzeit haben bei ihr in den vergangenen Jahren erst Farbe bekommen. Diana Rattray findet ihre Motive in schwarzweißen Fotovorlagen und unterzieht sie einem farbigen Transformationsprozess. Am Anfang waren es vor allem Aufnahmen aus dem privaten Umfeld; der Bruder mit Angel­fisch, die kleine Diana mit weißem Kragen, die Rattray zu Prototypen einer vermeintlich glücklichen Vergangenheit macht, die auf den ersten Blick so heil, harmonisch und harmlos-glatt daherkommt, wie man das von vielen Aufnahmen der 50er und 60er Jahre kennt. Aber erst in der Balance zwischen den vertrauten Posen und einer zweiten, hintergründigen Erzählebene liegt der Reiz von Rattrays Pastellen, die im Kunsthaus zu sehen ist.

Momente am Meer

Die Ausstellung an der Rübezahlstraße ist für die gebürtige Engländerin, die heute in Düsseldorf lebt, dabei auch ein bisschen wie Heimkehr. Rellinghausen war Anfang der 70er ihre erste deutsche Heimat. Hier hat sie zunächst als Folkwang-Gasthörerin ihre Bewerbungsmappe für die Düsseldorfer Kunstakademie vorbereitet, wo sie später Meisterschülerin von Erwin Heerich war. Anfangs ist die Abstraktion für sie ein Muss wie für viele Künstler. Erst allmählich malt sie figurativ, anfangs aus dem Kopf, und irgendwann nach Fotoalben. Da entstehen leuchtend-heitere See-Motive (All Hands on Deck), in denen sich das kräuselnde Wasser zur bewegten Farbfläche spannt. Und da erheben sich fast kitschig-kolossale Berg-Panoramen (Lavender Blue), auf denen das Blütenblau der Wiesen so unwirklich schön wirkt wie das Strahlen der Sonntagsgesichter, hinter denen man doch immer eine geheime Geschichte und gemischte Gefühle zu erkennen glaubt.

Der schwache Abglanz der Erinnerung entwickelt sich bei Rattray durch den Farbfilm im Kopf so zu einer zeitlosen Bestandsaufnahme menschlicher Befindlichkeiten.