Steele. .
Über zwölf Jahre war Heiner Mausehund Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Königssteele - zusammen mit seiner Ehefrau, Pfarrerin Hanna Mausehund. Anfang Februar wird er Lehrer am Robert-Schmidt-Berufskolleg. „Es ist das erste Mal, dass ich mich allein beworben habe“, sagt der 56-Jährige, „bislang haben meine Frau und ich Kirche, Küche und Kinder geteilt.“
3680 Mitglieder hat die Gemeinde, die Mausehund derzeit noch betreut. Als er anfing, waren es rund 4200. „Ein Teil ist gestorben, ein Teil ist weggezogen und wieder ein Teil ist aus der Kirche ausgetreten.“ Letzteres Drittel bestand in der Hauptsache aus jungen Leuten, „die mit der Kirche nichts anzufangen wussten“.
So hat er in den vergangenen zwölf Jahren versucht gegenzusteuern, die Talfahrt zu bremsen. „Auf gar keinen Fall eine Römertopf-Atmosphäre“, war Mausehunds Motto. Er initiierte den Feierabendgottesdienst mit Band-Musik für Menschen, denen die Kirche fremd war oder fremd geworden war, unternahm Pilgertouren und konzipierte einen neuen Konfirmandenunterricht. „Wir haben im Team unterrichtet, und zwar einmal im Monat mehrere Stunden anstatt einmal pro Woche eine Stunde“, so der Pfarrer - um aus der Schulsituation herauszukommen. Außerdem entstand auf Initiative Mausehunds hin der Adventsgottesdienst auf dem Grend („Kirche muss in die Öffentlichkeit“) sowie der Arbeitskreis Kunst und Kirche. „Wir haben Künstler gebeten, Werke auszustellen, mit denen sie ihre Sicht auf das Leben darstellen.“ Mit Erfolg: Die Ausstellungen im Gemeindehaus stießen stets auf großes Interesse. In Kürze werden Bilder von Manfred Juch und Wolfram Jehle zu sehen sein.
Es war und ist aber die Leidenschaft fürs Motorradfahren, die Heiner Mausehund über die Grenzen Steeles hinaus bekannt werden ließ. Dabei wurde er erst kurz nach seinem Antritt in Steele zum „Biker“. Der Motorrad fahrende Presbyter Karl-Heinz Fredrich brachte ihn auf den Geschmack, lieh Mausehund Motorrad und Lederkluft. Schon bald gab’s den ersten Bikergottesdienst mit Musikgruppe - die Christliche Motorradgruppe Königsstelle war geboren. „Unser Credo: Rücksichtsvoll fahren, wie es eigentlich jeder christlich denkende Mensch tun sollte“, erklärt Heiner Mausehund. Mit dem großen Open-Air-Gottesdienst auf Zeche Zollverein setzte die Motorradgruppe im Kulturhauptstadtjahr 2010 ein sichtbares Zeichen. Mit seiner Frau fährt der Pfarrer im Übrigen Fahrrad.
Mausehund fällt der Abschied nicht leicht. Auch bisher hat er Schule und Gemeindearbeit verbunden. „Ich bin beidem nicht mehr gerecht geworden.“ Jetzt will er einen Schnitt von einem Jahr machen - um dann ehrenamtlich in Königssteele wieder einzusteigen. „Dazu fühle ich mich dem Stadtteil doch zu sehr verbunden.“