Nach dem Rosenmontagszug ist vor dem Zug. Denn alljährlich rollen die Festwagen nach dem Marsch durch Rüttenscheid gen Kupferdreh zum zweiten, zum nachmittäglichen Umzug – nur dass dort in diesem Jahr das närrische Volk in die andere Richtung blicken muss, wenn „dr’ Zoch kütt“. Die A44 bremst die Narren aus.
„Die B227 ist seit 2011 umgewidmet zur A44 und über die Autobahn dürfen die Festwagen nicht fahren“, sagt Gisela Tüffers vom Festausschuss Kupferdreher Karneval (FKK). Wohlgemerkt: Die Straße ist die gleiche – nur ist sie nun anders beschildert. „Damit ist nicht mehr die Essener Polizei zuständig, sondern die Autobahnpolizei. Wenn wir eine Ausnahmegenehmigung beantragen wollen, können wir das nicht bei der Stadt tun, sondern müssen uns ans Land Nordrhein-Westfalen wenden“, sagt Tüffers.
Richtungswechsel
Im vergangenen Jahr gab’s die Genehmigung aus Düsseldorf, „doch schon da hat man uns gesagt, dass das eine einmalige Ausnahme ist“. Rund 380 Euro kostete das Stück Papier, das den Wagenlenkern gestattete, an gewohnter Stelle von der zur Autobahn umgewidmeten Schnellstraße abzufahren und kurz hinter der Ausfahrt Aufstellung zu nehmen. In diesem Jahr gibt’s keine Genehmigung. „Auf Autobahnen sind die nur vorgesehen für Wanderbaustellen, Sondertransporte, Schwertransporte mit Begleitfahrzeugen und für Transporte, die eine einseitige Spurverengung nötig machen“, sagt Norbert Tüffers (FKK).
Zum bürokratischen Aufwand, „den wir ja jedes Jahr wieder hätten“, wie Norbert Tüffers betont, kämen die hohen Gebühren. Weswegen das Komitee umdachte und zu dem Schluss kam: „Wir drehen den Zug um.“ Statt auf Höhe des Möllneyer Ufers rollen die Wagen nun ab Hinsbecker Berg über die Kupferdreher Straße. Das klingt nach einer Petitesse, zwingt die Karnevalisten aber auch, die Aufstellung neu zu planen. „Die Firma Schulte Oversohl stellt uns ihr Betriebsgelände zur Verfügung, damit alle, die mit dem Zug gehen, ihre Fahrzeuge abstellen können.“ Am Ende der Wegstrecke werden Busse warten, die Leute einsammeln und zurück zu ihren Autos bringen, „immerhin“, sagt Gisela Tüffers, die Busse dürfen ja über die Autobahn fahren.
Ebenso werden sich die Fahrzeuge der EBE auf dem Betriebsgelände sammeln, bevor sie hinter dem Zug herfahren und aufräumen. „Lösen lässt sich das Problem, aber schade ist es schon“, sagt Norbert Tüffers. „Schließlich ist der Zug historisch gewachsen und lief über Jahrzehnte in die andere Richtung. Aber die Leute werden sich daran gewöhnen“, in den nächsten Jahrzehnten, in denen „dr’ Zoch kütt“.