Folkwang zeigte sich wieder mal von seiner mitreißendsten Seite: Drei Choreografinnen dreier Generationen präsentierten ihre Werke - eines davon eine Uraufführung, die anderen beiden brillante Neueinstudierungen. Eine Kooperation des Folkwang Tanzstudios mit Studenten.

Die jüngste der Choreografinnen ist dabei Fan-Yu Shen, die 2011 ihren Abschluss machte und bereits mit internationalen Preisen aufwartet. „For the unsaid“ nennt sie ihr Stück. Fein sind die skurrilen Bewegungen der sieben Tänzer, die asiatischen Klänge und die Schneelandschaft als Hintergrundbild aufeinander abgestimmt. Getanzte Poesie.

Malou Airaudo, Folkwang-Professorin und bekannt als ehemalige Solistin im Pina-Bausch-Tanztheater, wartete mit dem Stück „Birke“ auf. Kurze Birkenholzstücke sind auf der Bühne verstreut. Sie werden aufgesammelt, geschichtet, man hockt balancierend und unbequem auf den senkrecht platzierten Stäben, im Hintergrund macht eine Tänzerin Ruderbewegungen mit ihnen, Paare finden und trennen sich. Auch dieses Stück lebt von zarten und fragilen, rätselhaften Momenten.

Knisternde Spannung

Anders der Grundton des Werks „Auftaucher“ von Henrietta Horn, die mit Pina Bausch das Folkwang Tanztheater von 1999 bis 2008 leitete und seither als freie Tänzerin und Choreografin tätig ist. Mit durchschlagender Ausdruckskraft reißt sie die Zuschauer wieder mit.

Ihr „Auftaucher“ ist in der Neueinstudierung noch turbulenter geworden. Knisternde Spannung zwischen den Paaren, Humor, mitreißendes Temperament, Aggression verselbstständigen sich und werden auf die Spitze getrieben. Zwei Kampfhähne werden aufeinander gehetzt. Ihre Auseinandersetzung aber wird nur durch die Anspannung ihrer Muskeln, ihre Atmung, ihr Vibrieren dargestellt. Henrietta Horn schält den Kern einer emotionalen Bewegung heraus und zeigt ihn nackt und isoliert im Tanz. Begeisterter Beifall in der Neuen Aula.