Im Messe-Saal Europa wird an diesem Morgen eine neue Einheit geschmiedet. Es ist die harmonische Verbindung von Leistungssport und Spitzentanz. Horst Melzer, Geschäftsführer des Essener Sport- und Tanzinternats, streckt wie zum Beweis den Rücken durch und bringt seine Füße geschmeidig in die erste Position. „Ich war immer ein großer Bewunderer von Rudolf Nurejew“, erzählt der Mann, der sich die Talentförderung im Essener Sport zur Aufgabe gemacht hat. Dass Aalto-Ballettdirektor Ben Van Cauwenbergh viel über die Tanzikone erzählen kann, mit der er in seiner aktiven Zeit als Tänzer zusammengearbeitet hat, ist wohl nur ein Grund, dass sich die beiden Männer unkompliziert auf ein Projekt verständigt haben, dass es so in Essen noch nicht gegeben hat.
Ich liebe Teamwork
Bei der „Stadtwerke Night of Sports“, eines der traditionellen Highlights des Sportlerlebens, werden am morgigen Samstag erstmals auch die Eleven des Werdener Gymnasiums dabei sein. Die Tanztalentschmiede im Essener Süden ist nach Meinung Melzers viel zu unbekannt in der eigenen Stadt. Dieses Potenzial in der Öffentlichkeit zu präsentieren, sei „ein Muss“, findet der Sportreferent und hat schon weitere Pläne. Eine Talentsuche an den Grundschulen, wie es sie für anders Sportarten bereits gibt, könnte sich Melzer auch für den Tanz vorstellen.
Dass er in Ben Van Cauwenbergh einen Unterstützer gefunden hat, will nicht wundern. Denn der weiß aus langer und eigener Erfahrung, wie kurzlebig und kraftraubend die Karriere eines Berufstänzers sein kann. Deshalb ist die Nachwuchsförderung für ihn eine Selbstverständlichkeit. Für die Arbeit mit den Werdener Gymnasiasten hat er sich eine Kostprobe aus der „Tanzhommage an Queen“ ausgesucht. Ein Stück, das er nach Essen gebracht hat, um ein neues, auch Ballett-unerfahrenes Publikum für den Tanz zu gewinnen. Ziemlich gut geeignet also für einen Abend, an dem das Miteinander im Vordergrund steht. „Show Must Go On“ klingt es aus dem Lautsprecher und die jungen Tänzer heben anmutig die Arme. „Das ist Teamwork und ich liebe Teamwork“, sagt der Aalto-Ballettchef, der auch zwei seiner Solisten, Yanelis Rodriguez Ferrer und Viacheslav Tyutyukin, für den Abend gewinnen konnte. Die Arbeit mit den Profis war Ansporn. Erstmals haben sich die Schüler für „Queen“ an eine Hebefigur gewagt. Van Cauwenbergh schaut nach dem zweiten Durchgang schon recht zufrieden. „Wenn wir so weitermachen“, lacht Melzer, „ist Tanzen irgendwann olympiareif.“