In Karnap sind Januar und Februar die Monate des Wassers: Ob getauter Schnee oder starke Regengüsse – mit dem gestiegenen Grundwasserpegel in der Emscherzone bekommen einige hundert Anwohner in ihren Kellern nasse Füße. „Dieses Jahr ist bisher eines der schlimmsten“, sagt Andreas Lochthowe, Anwohner an der Berswortschanze. Und nichts deutet mehr daraufhin, dass die Füße in den kommenden Wintern trocken bleiben könnten. Denn die Lösung durch den Bau eines Entwässerungssystems, die nach Einschätzung der Stadt und der Emschergenossenschaft zum Greifen nahe schien, löst sich plötzlich auf wie der feuchte Putz an Lochthowes Kellerwand.

Verantwortlich dafür zeichnet die Ruhrkohle AG (RAG). Die will von einer pauschalen Beteiligung an den Kosten nichts mehr wissen und bezweifelt sogar, dass der Bergbau das Grundwasserproblem verursacht hat. „Bis 1973 wurde im Bereich Karnap untertägiger Steinkohlebau betrieben. Ob und in wie weit sich dies auf die Grundwassersituation ausgewirkt hat, ist bisher nicht belegt“, heißt es in einer Stellungnahme. „Insofern muss der Bergbau nicht die Ursache sein.“

Bei der Emschergenossenschaft und bei der Stadt ist man irritiert - um es vorsichtig auszudrücken. Der Auftrag an die Stadtwerke, mit den Detailplanungen fürs Entwässerungssystems zu beginnen, sei raus - in der Erwartung, dass die Refinanzierung durch den Bergbau geklärt sei, betont Baudezernentin Simone Raskob. Sollte dies nun doch nicht der Fall sein, „wird es in Karnap so schnell keine Bautätigkeiten geben“. Eine pauschale finanzielle Beteiligung der RAG galt als sicher. Strittig schien nur die Höhe - ob 30 Prozent oder 51 Prozent der auf 5,6 Millionen Euro veranschlagten Kosten, für Pumpen, Leitungen und Drainagen.

Die RAG erwartet hingegen konkrete Aussagen darüber „an welcher Stelle Kommune, Wasserverbände und RAG welche Kosten zu tragen haben“ und wartet nach eigenen Angaben seit über einem halben Jahr auf ein Gutachten der Emschergenossenschaft. Nur: Dort weiß man davon nichts. „Wir sind irritiert“, sagt Sprecher Ilias Abawi. Für ihn klingt die Einzelfallprüfung – die RAG lässt offen ob pro Haushalt oder Gebiet – wie eine Lösung für den St. Nimmerleins-Tag.

Platzt das Finanzierungsmodell? Nicht auszuschließen ist, dass jener Anteil der Kosten, der auf die Gebührenzahler umgelegt werden soll, höher ausfallen könnte als erwartet.

Anwohner Andreas Lochthowe ist am Ende seine Geduld. „Ich warte noch bis Ende des Jahres. Wenn bis dahin nichts passiert, werde ich das Haus verkaufen.“ Nur zu welchem Preis?