An den dicken, aaltoblauen Sitzkissen, die im Foyer bereitlagen, konnte man es schon erkennen: Zu dieser Opernpremiere waren auch die Kleinsten willkommen. Tatsächlich ist „Die Zaubertröte“ von Marie-Helen Joël eine Familien-oper, an der Kinder und Erwachsene gleichermaßen ihre Freude haben können und sogar zum Mitsingen und Tanzen animiert werden. Musikalischen Beistand leistete nicht nur der Arrangeur und musikalische Leiter Heribert Feckler, sondern auch Mozart höchstpersönlich. Denn um dessen allbekanntes Singspiel ging es natürlich, aber auf ein Drittel der Spielzeit gekürzt und ziemlich bunt durcheinander gewirbelt.
Gartenzwerg auf der Bühne
Wie schon die Bühne (Thorsten Macht/Daniel Schulz) verrät: Ein Fundus als Theater im Theater samt Telegrafenmast, Gartenzwerg und Sofa, auf dem Marie-Helen Joël und Christina Clark in ihren schrullig-grellen Lieblingsrollen als Fräulein Vorlaut und Miss Betterknower versuchten, Ordnung in die Geschehnisse zu bringen. Schließlich war zu klären, warum Taminos (Matthias Koziorowski) Zauberflöte, hier eine Art verbogene Fanfare, so hässlich trötete.
Zusammen mit Maskenbildner Siggi (Thomas Hohler) und Hausmeister Michael (Michael Haag) schlüpften sie in verschiedenste Rollen und switchten munter zwischen den Handlungsebenen hin und her. Und spielten trotz teils langatmiger Dialoge (warum noch ein Ausflug zu Odysseus?) die Geschichte im Zeitraffer mit Witz und Gekreische.
Ob Mozart diese jüngste Produktion von „Oper Vorlaut“ gefallen hätte? Sicher hätte er, der für derbe Scherze zu haben war, sich über diese „Zaubertröte“ amüsiert. Re-duziert auf Klavier, je eine Geige, Cello, Posaune und Schlagzeug zaubert das tadellose Mini-Ensemble auf der Bühne das Original in kleinen Häppchen oder beschränkt sich auf ein paar andeutende Takte zum Wiedererkennen. Gesungen wird ohnehin professionell bis in die Koloraturen. Raffiniert verpackt Feckler Arien wie die der Königin der Nacht oder des Vogelfängers in rhythmisch fetzigen Pop- oder Musical-Sound, ohne die Melodie anzutasten, lässt es swingen und rocken. Und kann es sich leisten, keckerweise sogar mal Prince mit seinem Pop-Hit „Kiss“ einzuschieben, ohne dass es aus dem Rahmen fällt.
Riesenapplaus für alle Ausführenden von Groß und Klein.