Essen. . Anmerkungen zum Stadtgeschehen von Wolfgang Kintscher, Leiter der NRZ-Stadtredaktion Essen.
Die Feuerwehr wird schon wissen, was sie da im Hauptbad derzeit als Brandschutz von der Stadt verlangt, deshalb sagen wir’s mal so: Selten hat sich unsereins auf dem Weg ins kühle Nass so behütet und sicher gefühlt wie dieser Tage im „Haus des Sports“. Schon in der geräumigen Eingangshalle waren gestern nachmittag nicht weniger als drei Sicherheits-Mitarbeiter in Warnweste anzutreffen, sechs weitere, so bestätigt die Stadt, tigern durchs Haus, um beim kleinsten Brandgeruch oder Feuerschein Alarm zu schlagen.
Es ist übrigens das gleiche Haus, bei dem man sich fünf Jahre lang einen feuchten Kehricht um die Brandschutzauflagen scherte, und nun weiß man gar nicht, worüber man mehr den Kopf schütteln soll: über die wohl allzu arglose Lässigkeit vor oder den arg angestrengt wirkenden Übererfüllungs-Eifer nach der Entdeckung der Brandschutz-Panne.
Nun kommt man in einer Stadt, die eh jeden Euro dreimal umdrehen muss, um aufwendige Provisorien nicht umhin – wie immer, wenn es auf die Schnelle Lücken zu stopfen gilt. Sich im Vorfeld ausführliche Gedanken zu machen, könnte derlei Peinlichkeiten wenigstens zum Teil verhindern, was uns zum grandiosen Fehlstart der Essener Sozialdemokraten ins neue Jahr bringt.
Wie schrieb ein mittlerweile der Politik entwöhnter Beobachter so schön an die Redaktion? „Die armen Jungs von der Essener SPD. Die haben es in der Vergangenheit nicht geschafft, Willi rauszuschmeißen, jetzt schaffen sie es noch nicht mal, ihn nicht rauszuschmeißen.“
Ja, das bringt es auf den Punkt: Wo es den Genossen gut angestanden hätte, die Selbstdemontage des einstigen Frontmanns mit der gebotenen Zurückhaltung unkommentiert zu lassen, hatte man nichts Eiligeres zu tun, als den Mann mit einer spürbaren Anwandlung von Ekel aus der Kartei zu entfernen.
Ein bisschen weniger Rache, dafür aber mehr Recherche hätte der Sache gut getan – ein Anruf etwa bei den Rechtsanwälten im eigenen Lager hätte zur Einordnung der Rechtslage wohl genügt (man muss ja nicht gleich den Justizminister in Beschlag nehmen). So hat Essens SPD unfreiwillig dokumentiert, dass sie auch anno 2012 nicht von Willi loskommt. Mit dem gescheiterten „Erlöschen“ seiner Mitgliedschaft flammen alte Stories wieder auf. Schon irre.