Essen. . Am Ende war es ein kurzer Prozess. Der Kupferdreher Karnevalsverein „KG Rot-Grün“ hat seine ehemalige Kassenprüferin Marina S. wegen ihres Engagements in einem rechtsextremistischen Musikprojekt rausgeworfen. Auch ihre drei Kinder müssen den Verein mit sofortiger Wirkung verlassen. In der rechtsextremen Szene sind die Eltern keine Unbekannten.

Das Entsetzen ist in der Stimme von Manfred Geldmacher noch immer kaum zu überhören. „Heftig“ habe ihn und den gesamten Verein die Affäre um eine Neonazi-Sängerin in der „KG Rot-Grün“ getroffen, erzählt der Vorsitzende. Für den Kupferdreher Karnevalsverein konnte es nur eine Lösung geben: Einstimmig hat der siebenköpfige Vorstand in einer Sitzung am Donnerstagabend den Ausschluss von Marina S. beschlossen - und zwar mit sofortiger Wirkung.

Nach zehn Minuten war das Thema auf der außerordentlichen Vorstandssitzung abgeschlossen. Vom Vereinsausschluss betroffen sind auch die drei minderjährigen Kinder von Marina S., die auch als Kassenprüferin in der „KG Rot-Grün“ aktiv war. Der Vereinsvorsitzende Geldmacher hofft, damit nun einen „Schlussstrich“ unter die Affäre ziehen zu können.

Ehemann als treibende Kraft

Mit der Betroffenen hat Geldmacher vor der Sitzung selbst gesprochen. Reue für ihr Mitwirken in einem neonazistischen Musikprojekt habe sie dabei nicht erkennen lassen. „Ihr müsst euch von uns distanzieren“, sei der Kommentar von Marina S. gewesen, als sie mit den Vorwürfen konfrontiert worden ist. Am Vereinsausschluss des Mitglieds, das seit über zehn Jahren in der „KG Rot-Grün“ ist, habe daher kein Weg vorbei geführt, sagt Geldmacher: „Wir sind ein toleranter Verein, aber das schließt Faschismus, Rechtsextremismus oder Nationalismus nicht mit ein.“

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Für ihr Mitwirken in rechtsextremistischen Musikprojekten ist die Familie von Marina S. übrigens keine Unbekannte. Offenbar ist ihr Mann - „Gottseidank kein Mitglied des Vereins“, so Geldmacher - dahinter die treibende Kraft. 2011 musste er nach Recherchen der WAZ in Velbert auf öffentlichen Druck von seinem Amt als zweiter Vorsitzender des dortigen Judo-Clubs VJC zurücktreten.

Im Verein soll Ruhe einkehren

Damals habe „für unsere Mitglieder, insbesondere für unsere Kinder zu keiner Zeit die Gefahr einer Beeinflussung durch rechtsextremes Gedankengut“, bestanden, ließ der VJC-Vereinsvorsitzende wissen. Bei der „KG Rot-Grün“ sei Familie S. „als ganz normale, glückliche Familie mit drei kleinen Kindern aufgetreten“, erinnert sich der „KG Rot-Grün“-Vorsitzende Geldmacher: „Wir haben nichts gemerkt, sonst hätten wir reagiert.“

Geldmacher hofft nun, „dass Ruhe im Verein einkehrt“. Schließlich kommt die diesjährige Session auch bei der „KG Rot-Grün“ so langsam in ihre heiße Phase. Auf der Affäre sei jetzt ein „Deckel drauf“, sagt Geldmacher. Es gehe nun darum, weiteren Schaden von der „KG Rot-Grün“ fern zu halten.