Raketenträume, Magie der Ringe oder Vulkan Duo: Beim Feuerwerksverkauf in der Eissporthalle West decken sich vor allem Männer für Silvester ein.
Sie nennen sich „Raketenträume“, „Magie der Ringe“ oder „Vulkan Duo“: Die Feuerwerkskörper, die Thomas Schliemann zum Jahreswechsel verkauft, lassen die Herzen von pyromanisch veranlagten Jungen und Männern höher schlagen. Wie eine schwarze Traube hängen sie bereits am frühen Morgen vor der Eishalle West. Drinnen stapeln sich Knaller, Batterien, Leuchtfeuer, Kanonenschläge, Systemfeuerwerke, Wunderkerzen, Tischfeuerwerke, Chinaböller, und, und, und... Schliemann hat bereits im Sommer seine Warenbestände aufgefüllt.
Zum ersten Mal veranstaltet er nun vor Verkaufsbeginn ein Probeknallen („dafür brauchte ich eine Sondergenehmigung“). „Über 250 Leute haben zugeschaut und Beifall geklatscht.“ Auch Peter Schneider war dabei. „Zisselmänner“ sind heute seine begehrten Objekte: „Das erinnert mich an meine Jugend“, sagt der 55-Jährige und erzählt, wie er als Achtjähriger fast sein Kinderzimmer in Brand gesteckt hätte. „Damals mussten wir Kinder an Silvester mittags schlafen und ich habe heimlich bei Kerzenschein meine Zisselmänner auseinander gefriemelt.“ Leider entzündeten sie sich und so fand das Feuerwerk bei Schneiders vor 24 Uhr statt. Trotzdem hat das Knallen und Zündeln für den Essener nichts an Faszination verloren: „Ich glaube, das ist so was wie ein Urtrieb bei uns Männern, sozusagen eine genetische Veranlagung.“
Römisches Licht? Ausverkauft!
Tatsächlich stehen nur wenige Frauen im Vorraum der Eissporthalle. Eine ist Denise Hoftesommer, die mit Vater Michael einen Pappkarton mit diversen Feuerwerkskörpern füllt. „Früher haben wir mehr Knaller gekauft, jetzt stehen wir auf alles, was leuchtet“, sagt Michael Hoftesommer. Chinaböller, K.O.-Schläge und Heuler waren einst seine Leidenschaft, „da hatte ich immer einen verbrannten Daumen“.
Heuler sind inzwischen verboten, auch der „Amboss“, ein mächtiges Systemfeuerwerk, hat die Prüfung der Bundesanstalt für Materialforschung nicht bestanden, erzählt Schliemann. Dafür sind Batterien groß im Rennen. Michel Steinbach hat gleich mehrere 50-Schuss-Batterien ausgesucht; aus Faulheit, gesteht er: „Einmal hinstellen, anzünden, Spaß haben. Das war’s.“ Kevin Nagel ist auf der Suche nach dem römischen Licht, „das sind so Fackeln, aus denen Lichtkugeln raus schießen“. Doch Kevin ist zu spät: „Ausverkauft“, seufzt er und muss sich mit dem „Iron Man“ und der „Mega Sternen Galaxie“ zufrieden geben.
Derweil schleppen Schliemanns Söhne immer mehr Pyrotechnik aus dem Container in den Verkaufsraum. „Ich hoffe, dass wir das Meiste loswerden“, sagt der Hobby-Feuerwerker, der heute zu Silvester, 16 Uhr, die Pforten schließt. Was übrig bleibt, darf nicht einfach im Keller verstaut werden. „Verkaufen darf zwar jeder, aber das Feuerwerk darf aus Sicherheitsgründen nur in speziell gesicherten Räumen gelagert werden.“
Darüber hat Knut Baltruschat noch nicht nachgedacht. Er deckt sich mit allem ein, was die Produktpalette hergibt. Damit will er nicht die bösen Geister des vergehenden Jahres vertreiben, so der ursprüngliche Sinn des alljährlichen apokalyptischen Knallens. „Ich werde nächstes Jahr 60 und will meine Gäste mit einem Feuerwerk überraschen.“ Einige Raketen wird er heute in den Himmel schicken: „Das gehört zu Silvester wie der Tannenbaum zu Weihnachten.“