Gleich zweimal lag in diesem Jahr ein Säugling im Babyfenster. Beide waren gesund und wurden zunächst für acht Wochen in ehrenamtlichen Bereitschaftspflegefamilien betreut. Mittlerweile sind die Kinder in Adoptivfamilien vermittelt, wo sie nun aufwachsen. Dennoch ist es „eine Zahl, die uns nachdenklich stimmt“, sagt Björn Enno Hermans, Geschäftsführer des Sozialdienstes katholischer Frauen und Sprecher des Vereins Essener Babyfenster, der 2000 gegründet worden ist. Rund 70 Ehrenamtliche wirken mit, die sich heute zum Fest der unschuldigen Kinder (dem Gedenktag an die ermordeten Kinder in Betlehem) zur Messfeier mit Weihbischof Vorrath treffen.
Die Treffen der Familien, die ein Kind aus dem Babyfenster aufgenommen haben, finden regelmäßig statt, denn sie werden fortlaufend begleitet. „Das lässt uns immer wieder bewusst werden, wie wichtig die Kenntnis der eigenen Abstammung für Kinder ist, dennoch sehen wir derzeit trotz aller politischen Diskurse und Ideen keine wirkliche Alternative zum Babyfenster“, berichtet Hermans. Im vorigen Jahr wurde ein Baby ins Fenster an der Beethovenstraße gelegt, 2010 waren es zwei.
Als erfreulich bezeichnet Hermans, dass es mit einem weiteren Angebot, dem Notruftelefon des essenerBabyfensters, in diesem Jahr in drei Fällen gelungen ist, dass Frauen ihre Anonymität letztlich aufgeben konnten, weitere Hilfe angenommen haben und bei der Aufnahme ihrer Kinder in Adoptivfamilien mitwirkten. „Das ist natürlich das eigentliche Ziel der Arbeit des Vereins Babyfenster und des SkF in diesem Bereich.“
Neben der Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit durch den kostenlosen Notruf gibt es weitere vielfältige Unterstützungsangebote des Sozialdienstes katholischer Frauen, dazu zählen die Schwangerenberatung, Appartements für Frauen in Not, die Einrichtung für junge Mütter „Teen und Baby“, sowie der Adoptions- und Pflegekinderdienst.
Positiv hebt Hermans die über Jahre praktizierte Zusammenarbeit mit den beteiligten Institutionen wie Krankenhaus, Polizei, Jugendamt, Amtsgericht, Vormund, Standesamt, Landschaftsverband hervor. „Mit diesem Netzwerk der Hilfsangebote möchten wir darauf hinwirken, dass das Babyfenster in den wenigen Fällen, in denen alle anderen Hilfsangebote nicht angenommen werden, eine wirkliche ultima ratio darstellt“, erklärt Björn Enno Hermans. „Für diese besonderen Situationen ist das Babyfenster aber ein unverzichtbares Angebot, um das Leben des abgegebenen Kindes zu schützen, das sonst vielleicht an einem anderen unsicheren Ort abgelegt worden wäre.“
Weitere Informationen unter: www.babyfenster.de