So wird das nichts mit den Prüfungen in den Tempeln des Hohepriesters Sarastro: Mozarts „Zauberflöte“ ist in der jüngsten Inszenierung der Familienopern-Serie im Aalto-Theater zur „Zaubertröte“ geworden. Jetzt müssen Fräulein Vorlaut und Miss Betterknower sehen, wie sie den Prinzen Tamino mit Hilfe des Publikums aus der Nummer wieder herausholen. „Es wird alles drin sein aus Mozarts Oper - nur viel kürzer“, versprechen die Theaterpädagogin Marie-Helen Joel und der musikalische Leiter Heribert Feckler: In 70 Minuten reisen sie durch die sonst zweieinhalbstündige „Zauberflöte“.

Mozarts 1791 in Wien uraufgeführte „Zauberflöte“ enthält einige der bekanntesten Arien der Welt und erzählt eine gleichermaßen fantastische wie farbenprächtige Geschichte, wie geschaffen für eine kindgerechte Umsetzung. Während die Kammeroper Köln und die Deutsche Oper am Rhein das Nächstliegende tun und den bunten Vogelhändler Papageno in den Mittelpunkt ihrer Kinderopern stellen, setzt Marie-Helen Joel auf Tamino. Einen ziemlich verzweifelten Tamino, den Fräulein Vorlaut (Joel), Miss Betterknower (Christina Clark) und das Publikum im Kostümfundus des Aalto entdecken. „Mein Stück beginnt mitten in der Opernhandlung“, sagt die Theaterpädagogin: Tamino (Matthias Koziorowski) hat schon seinen zaudernden Helfer Papageno gefunden und wieder verloren und steht vor den drei Prüfungen, um seine Pamina zu befreien. Aber was tun, wenn die Flöte muckt? Hausmeister Michael (Michael Haag), Kostümbildner Siggi (Thomas Hohler), die beiden Damen und das Publikum müssen Tamino durch die Opernhandlung lotsen.

„Ich hatte so viel Spaß am Schreiben“, sagt die Theaterpädagogin mit leuchtenden Augen. Das kann Feckler nur bestätigen: Immer wieder kündete im Sommer schallendes Gelächter aus dem Arbeitszimmer unterm Dach von der Geburt einer weiteren Pointe. Dabei zupft Marie-Helen Joel auch lustvoll an den losen Fäden, die aus Emanuel Schikaneders doch recht grob gewirkten Handlung heraus hängen: In der „Zauberflöte“ greifen fast pausenlos höhere Mächte ein, um die Handlung voran zu treiben und logische Brüche im Wortsinn zu überspielen.

Deshalb soll die „Zaubertröte“ auf zwei Ebenen funktionieren, sagt die Theaterpädagogin: Kinder und Jugendliche bekommen eine Einführung in die Welt der Oper. Joel: „Aber auch Kenner der ,Zauberflöte’ werden bei uns auf ihre Kosten kommen.“