Essen.. Lore Tilger-Sopp wehrte sich erfolgreich gegen ihre Entlohnung beim Mesenhohl-Tochterunternehmen MM-Bus. Die Busfahrerin erstritt 17.500 Euro. Ihr Kampf gegen Dumpinglöhne ermutigte zahlreiche weitere Kollegen.
Fast ein Jahr haben Lore Tilger-Sopp und ihr Sohn Armin um ihren rechtmäßigen Lohn gekämpft. Über Tage, Wochen, Monate gab es in der Familie kaum ein anderes Thema. Lore Tilger-Sopps Mann hat da schon längst nicht mehr daran geglaubt, dass am Ende alles gut würde. Auch Armin musste von seiner Mutter immer wieder aufgebaut werden. Doch Lore Tilger-Sopps Kampf hat sich gelohnt.
Die 62-Jährige arbeitete bis Herbst 2011 bei der Krayer Mesenhohl-Tochter MM-Bus als Busfahrerin. Genau wie ihr Sohn Armin. Als sie mit einer Kollegin nicht mehr zurechtkam, sich trotz Beschwerden nichts änderte, kündigte sie. Doch sie wollte sich von ihrem Arbeitgeber Geld zurückholen, das ihr ihrer Meinung nach für unbezahlten Urlaub noch zustand. „Wenn wir nicht gearbeitet haben, gab es auch kein Geld. Egal ob Urlaub oder Krankheit“, erinnert sie sich.
MM-Bus kündigte Sohn nach Beschwerde
Sie wandte sich an den Arbeitsrechtler Peter Bühner. Er rechnete ihr vor, dass sie nicht nur um ihren bezahlten Urlaub gebracht worden sei. „Sittenwidrige Entlohnung und Nichteinhaltung der Mindestarbeitsbedingungen“, lauteten die Vorwürfe, mit denen der Anwalt gegen die Firma zu Felde zog. Zum Teil, so rechnete Bühner aus, waren Busfahrer mit weniger als fünf Euro pro Stunde bezahlt worden.
Als das anwaltliche Schreiben von Lore Tilger-Sopp bei MM-Bus landete, wurde Armin kurz nach Weihnachten 2011 fristlos gekündigt - ohne Begründung, wie er sagt. Er reichte Kündigungsschutzklage ein und wollte nun auch seinen ausstehenden Lohn zurück. Von nun an kämpften beide zusammen.
Lawine von Klagen losgetreten
Ihrem Vorbild folgten weitere ehemalige Kollegen. Über Michael Dreesen und Brigitte Wegmann beispielsweise hatte die WAZ berichtet. Lore Tilger-Sopp löste 2012 eine regelrechte Verfahrens-Lawine aus, die anhält und das Bus-Unternehmen bislang einen sechsstelligen Betrag gekostet hat. Rund 30.000 Euro forderte allein Lore Tilger-Sopp vor Gericht von MM-Bus. In einem Vergleich einigten sie sich auf die Zahlung von 17.500 Euro. Armin erhielt 18.000 Euro.
Während seine Mutter seit ihrem Weggang bei MM-Bus Blutproben für ein Labor fährt, ist der 23-jährige Armin immer noch auf der Suche nach Arbeit. Das Geld hilft, über die Runden zu kommen. Die 62-Jährige hat sich dagegen einen lang gehegten Wunsch erfüllt: neuen Zahnersatz. Anwalt Bühner hat gehalten, was er ihr im Januar versprochen hatte: „Dann kämpfen wir jetzt für Ihre Zähne.“