Mehr als fünf Jahre hat Peter Beierlein (65) auf der Straße gelebt, ohne ein Dach über dem Kopf, denn er hatte sein zu Hause verloren. Dieses Weihnachtsfest feiert er zwar im Kreis der Wohnungslosen, die der Einladung von Diakonie und Caritas gefolgt sind. Doch Peter Beierlein kann für sich sagen, dass er es geschafft hat, sich aus der Obdachlosigkeit herauszukämpfen.
Außer ihm sitzen etwa 200 Gäste an den Tischen. Damit ist die Zahl der Bedürftigen im Vergleich zu den Vorjahren erneut gestiegen. Peter Beierlein hat es dank verschiedener Angebote, Maßnahmen und Betreuungsprogramme geschafft, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Heute ist er als Fahrer im Behindertendienst tätig. Und auch, wenn er nun nicht mehr zu den Hilfsbedürftigen zählt - zur Weihnachtsfeier kommt er weiterhin ins Studierendenzentrum der Uni.
Viele neue Gesichter
„Hier verbringen wir einfach ein paar schöne Stunden, sind vom Alltag abgelenkt und einfach nicht allein“, sagt der 65-Jährige. „Gerade während der Weihnachtszeit ist es für Wohnungslose wichtig, ein bisschen Gemeinschaft zu erfahren.“ Für viele sei die Feier auch ein erster Schritt, um Kontakt zu ehemaligen Wohnungslosen oder Beratungsstellen aufzunehmen.
Wer keine Familie, keine Angehörigen hat, für den sei diese besinnliche Weihnachtszeit nicht selten die härteste im Jahr - ohne Geschenke, ohne Essen und ohne Obdach. Gemeinsam mit der Caritas und zahlreichen ehrenamtlichen Helfern veranstaltete das Diakoniewerk nun die Weihnachtsfeier für Wohnungslose zum 31. Mal, bei der die Gäste essen und auch singen.
„Viele Klienten kommen schon seit Jahren zu uns. Leider sind aber auch sehr viele neue Gesichter unter den Gästen“, sagt Petra Fuhrmann vom Diakoniewerk Essen. Vor allem das Durchschnittsalter der Wohnungslosen bereite ihr große Sorgen. Mittlerweile ist der Anteil der unter 25-Jährigen auf über ein Drittel gestiegen. Oftmals seien zerrüttete Familienverhältnisse oder Drogenprobleme Grund für die Wohnungslosigkeit. „Neben der Unterstützung bei ganz alltäglichen Problemen des Lebens auf der Straße, versuchen wir darüber hinaus natürlich, die Klienten langfristig ganz aus der Wohnungslosigkeit heraus zu bekommen“, so Fuhrmann.
Bevor die 200 Gäste wieder in den täglichen Überlebenskampf ziehen, hat das Team um Petra Fuhrmann für jeden eine kleine Geschenktüte gepackt. „Wir sind da ganz pragmatisch. Socken, Kaffee, Zigaretten - alles was man auf der Straße halt so braucht.“