Die zweifache Verschärfung des Waffengesetzes nach dem Amokläufen in Erfurt (2002) und Emsdetten (2006) hat in Essen den gewünschten Effekt erzielt. Immer mehr Menschen geben ihre Waffen ab. Dennoch sind in Essen immer noch mehr Schusswaffen in privater Hand als etwa in der Landeshauptstadt Düsseldorf.
Am stärksten waren die Rückgänge bei den registrierten Waffen unmittelbar vor und nach Inkrafttreten der beiden Gesetzesverschärfungen 2003 und 2008. Ende 2009 meldete die Polizei: Mehr als 1000 Bürger haben in diesem Jahr Pistole oder Gewehr abgegeben, dreimal so viele wie sonst. Das hatte auch damit zu tun, dass die Polizei beide Gesetzesänderungen offensiv begleitet hatte: Es gab zum Beispiel eine Art Amnestie für diejenigen Waffenbesitzer, die unregistrierte Waffen bei der Polizei abgaben. Und als die bei Jugendlichen beliebten Messer unter die Restriktionen des Waffenrechts fielen, stellte die Polizei in Schulen Boxen auf, in denen die Messer anonym abgegeben werden konnten (wir berichteten).
Seitdem sinken die Zahlen mindestens der Schusswaffen langsamer. 2009 waren bei der Polizei noch 8064 Waffenbesitzer registriert, im Jahr darauf 7430, im vergangenen Jahr 6900. Die Zahl der Gewehre, im Waffenrecht „Langwaffen“ genannt, ist ebenfalls im Sinkflug. 16 759 waren 2009 noch registriert, 16 114 waren es im Jahr darauf und 15 729 im vergangenen Jahr. Langsamer ist der Rückgang bei Pistolen und Revolvern („Kurzwaffen). Von ihnen waren 2009 noch 12 361 registriert, im Folgejahr 11 678, im vergangenen Jahr 11 620. Insgesamt sind in Essen immer noch mehr als 27 000 Waffen angemeldet, in Düsseldorf sind es nur rund 24 300.
Derzeit sind es vor allem Erben, die ins Polizeipräsidium kommen und ihre Waffen los werden wollen. Sie haben ein Schreiben von der Polizei erhalten, in der sie freundlich, aber bestimmt über die Auflagen informiert werden, die das Erbe mit sich bringt.
So müssen sie sicher stellen und der Polizei nachweisen, dass die Waffen in einem speziellen Waffenschrank vor unberechtigtem Zugriff geschützt sind. Für solch einen Schrank werden leicht mal 1000 Euro fällig. „Es sind vor allem Erben, die die nachgelassenen Waffen los werden wollen, weil es ihnen zu teuer wird“, sagt Raymund Sandach.
Dass die Zahl der vorhandenen Schusswaffen immer noch höher ist als die der registrierten, zeigte sich zuletzt im August letzten Jahres. In der Wohnung eines Arbeiters in Bochold stieß sie auf eine der bisher größten Waffenlager der letzten Jahre: Mehr als 40 scharfe Schusswaffen und eine Unmenge an Munition holten die Beamten damals aus der Wohnung.