Essen.. 55 Jahre nach der Erstausgabe wird die katholische Kirchenzeitung “Ruhr Wort“ Ende 2013 eingestellt. Doch das Aus der Zeitung kommt für die Macher des Blattes nicht überraschend. Schließlich ist die Auflage von anfangs 60.000 mittlerweile auf rund 15.000 Exemplare zurückgegangen.

Der Kalender, den sie in diesen Tagen verschenken, kommt ganz in Schwarz daher, mit goldfarbenem Aufdruck. Und auch wenn es im Serviceteil keine Liste aller Päpste gibt, keine Zehn Gebote und kein „Gegrüßet seist du, Maria“, sondern Währungsrechner, eine Weltzeit-Übersicht und höchst irdische Steuertermine – es lohnt sich, das Exemplar aufzuheben. Denn der „Ruhr Wort“-Kalender für 2013, er wird wohl der letzte sein: 55 Jahre nach ihrer Erstausgabe wird die vom Bischof herausgegebene katholische Wochenzeitung zum Ende des kommenden Jahres eingestellt.

Das Aus kommt nicht überraschend

Dass diese rohe Botschaft just in diesen Tagen gemeinsam mit der frohen christlichen Botschaft verkündet wird, gehorcht wohl der Erkenntnis, dass es keinen guten Zeitpunkt für eine schlechte Nachricht gibt. Überraschend kommt das „Aus“ für das Blatt nicht: Das im April 1959 vom damaligen Ruhrbischof Franz Hengsbach aus der Taufe gehobene Blatt vereinte zuletzt das Krisenhafte der Kirche mit dem Kriseln in den bedruckten Medien: Wo man vor 30 Jahren noch auf eine Auflage von gut 60.000 Exemplaren verweisen konnte, zählt man dieser Tage 15.000 Abonnenten. Kein Wunder, dass seit einigen Jahren Verluste geschrieben werden, wie Generalvikar Klaus Pfeffer einräumte.

Das mag auch an einer wachsenden Kirchenferne liegen: Schon früher, als der Autor dieser Zeilen beim „Ruhr Wort“ sein journalistisches Handwerk lernte, galt die Abo-Kündigung als „kleiner Kirchenaustritt“. Wahr ist aber vor allem: Der Bistumszeitung sterben die Abonnenten weg, es fehlt die jüngere Leserschaft. „Das Mediennutzungsverhalten hat sich geändert. Davor können und wollen auch wir in der Katholischen Kirche nicht die Augen verschließen“, so Bischof Franz-Josef Overbeck.

Neue Projekte sind in Planung

In der Redaktion haben sie diesen Tag kommen sehen – und sich davon nicht entmutigen lassen, haben weiter das getan, was ihnen 1959, ein Jahr nach der Bistumsgründung, von Bischof Hengsbach mit auf den Weg gegeben worden war: eine Zeitung zu machen, „für die man sich nicht zu schämen braucht, wenn man sie aus der Tasche zieht“. Das „Ruhr Wort“ war (manchem zu) anspruchsvoll und nie beliebig, und dies unter Beweis zu stellen, bleibt Chefredakteur Ulrich Engelberg und seinem Team nun noch ein Jahr Zeit. In Redaktion und Verlag sind 17 Mitarbeiter betroffen, wenn das „Ruhr Wort“ verstummt. Man werde, so Generalvikar Pfeffer, den Abschied „so sozialverträglich wie möglich gestalten“.

Gleichzeitig kündigte Bischof Overbeck an, „nach neuen Wegen zu suchen, wie wir die Botschaft des Evangeliums in die Welt tragen“. Eine Projektgruppe des Bistums arbeitet an Plänen für ein Magazin, das via Tageszeitung einen größeren Leserkreis erschließen könnte. Es wird kein neues „Ruhr Wort“ sein, sondern etwas ganz anderes, darauf legen sie alle Wert. Nur die Botschaft bleibt die gleiche. Froh, bis zum Beweis des Gegenteils.