Ohne gut eingespielte Akteure geht’s nicht in der Kultur, das weiß man. Dass sich bei aller Abstimmung am Ende doch Misstöne einschleichen können, ist auch nicht neu. So will sich die vorweihnachtliche Harmonie auch nach dem Ratsbeschluss bei den Kulturpolitikern des Viererbündnisses nicht so recht einstellen angesichts der Initiative „Kulturgut“, die mit der Unterschriftenliste weiter Kuli bei Fuß steht, um die Kürzungen bei Volkshochschule, Folkwang Musikschule, Haus der Geschichte, Schloß Borbeck und Alte Synagoge durch ein mögliches Bürgerbegehren einzukassieren. Ob das Begehren überhaupt Chancen hat, ist nach dem viel diskutierten Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts noch fraglich. Doch für die Kulturpolitiker von CDU, FDP, Grüne und EBB steht jetzt schon fest: Ein erfolgreiches Begehren wäre ein Pyrrhussieg für die Kultur.

„Da wird der Teufel an die Wand gemalt und so getan, als wäre die kulturelle Grundversorgung gefährdet“, kritisiert Grünen-Ratsfrau Elisabeth Mews. Das Gegenteil sei dabei der Fall: In den nächsten Jahren gingen in keiner kulturellen Einrichtung die Lichter aus. Die Einsparungen seien sogar in Abstimmung mit den jeweiligen Institutsleitern getroffen worden: „Kaputtgespart wird keiner.“ Zudem habe man die härtesten Sparvorgaben am Ende noch abmildern können: Die Stellenkürzung beim Haus der Geschichte wurden um die Hälfte reduziert, die wegfallenden Einnahmen aufgrund der Personalkürzungen bei der VHS zumindest teilweise kompensiert, ähnliches gilt für die Folkwang-Musikschule. Jede gestrichene Musikstundenstelle ist fraglos eine verlorene Förder-Möglichkeit, gleichwohl mahnt Susanne Asche (CDU) vor einer Vogel-Strauß-Politik: „Wer meint, dass alles so bleiben kann wie bisher, der schadet dem Kulturstandort Essen.“

Die Folgen eines Bürgerbegehrens malt das Viererbündnis deshalb mit entsprechender Schwarztönung aus: Kein ausgeglichener Haushalt, kein Stärkungspakt. „Am Ende kommt der Regierungspräsident und dann haben wir gar keine Möglichkeiten mehr selber zu lenken“, sagt Asche. Wer Leittragender der Lage sei, liegt für sie auf der Hand: die „freiwilligen Leistungen“, also die Kultur, mit ihren Museen, freien Trägern, der Theater und Philharmonie.

Statt auf weitere Streichung setzt man deshalb auf neue strategische Steuerung, die Kulturdezernent Andreas Bomheuer in Angriff genommen hat. So soll beispielsweise ein Personal-Pool vorgehalten werden, der Kultureinrichtungen bei Verwaltungs- und Organisationsaufgaben entlastet. Die personelle Neustrukturierung sei noch eine Nachwehe des Kulturhauptstadtjahres, das durch ein Mehr an Events, Sonderetats und Aufgaben auch eine recht unübersichtliche Personallage hinterlassen haben. Inzwischen, so Bomheuer, habe habe man verlässliche, belastbare Strukturen, mit denen in Essen auch künftig eine kulturelle Breitenversorgung gesichert sei.