Fischlaken. .

„Spielen ist kein Kinderkram“, sagt Franz-Josef Schmitt, der sich seit 40 Jahren mit diesem Thema befasst. Spielen sei ein altes Kulturgut. Nicht wenige Spiele förderten zudem das logische Denkvermögen, allen voran Schach und Skat. Schmitt schlägt deshalb vor: „Schach und Skat sollten im Mathe-Unterricht gelehrt werden“.

Sein Haus ist ein Spiele-Paradies, jeder Winkel, jede Nische ist mit Spielen aller Arten belegt. Es sind insgesamt 3000. Also, nicht „circa“, nicht „rund“, nicht „etwa“, sondern 3000. Schmitt hat sie selbstverständlich gezählt und auch registriert. Schließlich ist er Archivar der St. Ludgerus-Gemeinde und hält viel von strikter Ordnung.

Eine riesige Holzplatte fasst12 000 Puzzleteile

Der 71jährige ist als Kind mit Spielen aufgewachsen, sie waren „Ritual sonntags nach dem Kaffeetisch“. So wundert es niemanden, dass auch sein jetziger Wohnzimmertisch (Durchmesser 1,30 m, alles selbstgemacht), ganz auf Spiele spezialisiert wurde. Das älteste Spiel ist von 1837, bei der Frage nach dem jüngsten muss er lachen: „Es ist das bleibende Spiel, nämlich immer wieder einen Platz zu suchen, wo man noch eines unterbringen kann“.

Das größte hat er selbst gemacht: Eine riesige Holzplatte für 12 000 Puzzleteile. Eines der kleinsten heißt schlicht „Das Spiel“: Eine dreieckige Grundplatte, auf der in Pyramidenform 166 kleine Würfel gestapelt werden müssen: dazu gibt es über 100 verschiedene Möglichkeiten. Sehr ansprechend fanden wir das Piratenspiel: Für die Schatztruhen „prägte“ der Meister aller Spiele sogar selbst „Goldmünzen“.

Mit seiner Frau Inge aber spielt der Fischlaker aber am liebsten ein ziemlich kompliziertes Zwei-Personenspiel mit unendlich vielen bunten Farbkompositionen.

Selbstredend besitzt Schmitt jede Menge Fachliteratur und er besucht auch jede Essener Spiele-Messe. Dazu gibt er unseren Lesern einen Tip: „Mal in den Keller dort gehen, wo die absoluten Fachleute ihre gebrauchten Spiele anbieten! Mit denen kann man fachsimpeln, und die Spiele bekommt man zum halben Preis“.

Ahnentafel aus Eichenholz

Ganz umsonst durften die Schmitt-Kinder stets mit den Errungenschaften ihres Vaters spielen: Monika, Andrea und Stefan. Ihre Namen kann man auch von der Ahnentafel ablesen, die aus Eichenholz gezimmert an der Wand hängt. Die Daten der Familie gehen zurück bis ins Jahr 1750.

Auf die Frage, ob all die vielen Spiele in ihren Nischen denn auch staubgeputzt werden müssen, sagt Schmitt: „Ach, nicht so oft, denn die Spiele liegen so dicht, dass kein Staub dazwischen passt.“

Einige Kinder- und Gesellschaftsspiele, die früher sehr beliebt waren, scheinen mittlerweile gänzlich verschwunden zu sein. Wer erinnert sich nicht an die Hinkelspiele nach Kreidezeichnungen auf der Straße, an das „Knickern“ mit Ton- oder Glasmurmeln, an das Spiel mit dem Pitschendoppen, oder an Gummitwist, das besonders bei den kleinen Mädchen sehr beliebt war.

Franz-Josef Schmitt hat dazu eine ganze klare Meinung: „Die Welt hat sich verändert. Es gibt ja auch kaum noch Straßen, in denen die Kinder ungefährdet spielen können.“

Zum Thema Computerspiele trennt er: „Man kann heute übers Internet mit wildfremden Leiten „Mensch ärgere dich nicht“ spielen – das ist eine Bereicherung. Aber diese doof machenden Gewaltspiele sind abzulehnen.“