„Vergiss es, das ist viel zu experimentell hier im Ruhrgebiet“ – Stefan Hilterhaus erinnert sich noch gut an die Reaktion vieler Menschen, denen er damals von seinem Vorhaben erzählte. 2002 übernahm er die Leitung von PACT Zollverein, das die Institution Choreografisches Zentrum NRW und Tanzlandschaft Ruhr unterm Dach der ehemaligen Waschkaue zusammenführte. Das neue Tanz- und Performancezentrum sollte nicht nur eine Bühne bieten für die Größen der Gegenwartskunst, sondern auch Laboratorium sein für Kunstdenker und Kunstproduzenten.

Jetzt feierte PACT 10. Geburtstag. Die Bedenkenträger von damals konnten eines Besseren belehrt werden. Bettina Milz, Referatsleiterin für Theater, Tanz und Musik im NRW-Kulturministerium, bescheinigte dem „Think Tank für NRW“ internationale Relevanz, und Bürgermeister Rolf Fliß würdigte PACT als Impulsgeber und Garanten für Essens Kulturszene.

„Das Potenzial dieses Hauses liegt in den Räumen“, hat Stefan Hilterhaus mal gesagt. Sie seien Stichwortgeber für die Programmatik gewesen. Das Zollverein-Gebäude bietet 3000 Quadratmeter Fläche für die Kunst. Ein Format, das die PACT-Programmatik hervorragend in Szene setzt, ist das Atelier. Bei der Probierplattform für junge Künstler stellen Choreografen, Filmemacher, Medien- und Performancekünstler, Fotografen und Musiker ihre Arbeiten vor. So gut wie jeder Raum wird bespielt. Das Format gibt es seit 2002, viermal im Jahr findet es statt. Und so feierte PACT gleich doppeltes Jubiläum. Den 10. Geburtstag und die 50. Atelier-Ausgabe (zum letzten Mal unter Projektleiterin Isa Köhler, sie geht zum Jahresende.

Im Studio 3 hängen zum Beispiel fünf Bilder an der Wand, die an Proben unterschiedlicher Gesteinsformationen erinnern. Aber ein kleine Bild-Dokumentation verrät, was der Kölner Johannes Post hier tatsächlich ausstellt: eingeschmolzene analoge Spiegelreflexkameras. Er hat die Kamera selbst zum Bild gemacht, mit Humor und Hintersinn.

Bei den meisten anderen Arbeiten geht es ernster zu. Verena Billinger und Sebastian Schulz, die zurzeit als Residenten bei PACT an ihrer Tanzperformance „First Life – ein Melodram“ arbeiten, zeigten Ausschnitte daraus. Mit starrem Blick erproben sie das Paar-Sein, bewegen sich hintereinander, aufeinander und aneinander vorbei. Ihre kühle Studie der Synchronität zeigt, dass Miteinander auch bloß ein Nebeneinander bedeuten kann.

Einen Ort der Erkundung und Erprobung hat Bettina Milz PACT genannt. Beim Kunst-Format „Atelier“ gilt das für Künstler wie für Besucher.