Essen. Das evangelische Zwingli-Haus muss Mitte 2013 seine Pforten im Nordviertel schließen. Dort ist die offene Jugendarbeit ein wichtiger Faktor im Kampf gegen Kinderarmut
Mitte 2013 ist Schluss. Dann wird das Zwingli-Jugendhaus im Nordviertel seine Pforten schließen. „Wir suchen dringend eine Immobilie, in der wir unsere offene Jugendarbeit weiter fortsetzen können“, sagt Pfarrer Rolf Zwick. Der Leiter des Weigle-Hauses, zu dem auch das „Zwingli“ gehört, wünscht sich einen Standort in der Nähe, damit die 80 Kinder und Jugendlichen, die Woche für Woche das Haus bevölkern, ihre „zweite Heimat“ nicht verlieren.
Die Altstadtgemeinde hatte dem Weigle-Haus vor fünf Jahren die Immobilie mietfrei überlassen. Lediglich die Betriebskosten wurden übernommen. „Doch wir haben von vorneherein deutlich gemacht, dass die Zeit begrenzt ist“, sagt Altstadt-Pfarrer Steffen Hunder. Außerdem sei der Bau nicht wirklich für diese Art der Jugendarbeit geeignet. „Es fehlt ein Außengelände, wo die Kinder mal toben oder Fußballspielen können.“ Bislang halten sich die Jugendlichen vor dem Zwingli-Haus auf, das genau gegenüber dem Gemeindehaus liegt. „Da kam es hin und wieder zu Konflikten. Das liegt aber an dem begrenzten Raum“, erklärt Hunder.
Jetzt soll das zweistöckige, 600 Quadratmeter große Haus in den nächsten zwei Jahren für die Gemeindeverwaltung der evangelischen Kirche umgebaut werden. „Das haben wir schon lange so geplant“, sagt Marion Greve, stellvertretende Superintendentin, und erzählt von den Bemühungen und Gesprächen, die der evangelische Kirchenkreis derzeit führt, um einen Ersatz zu finden.
Gespräche mit der Stadt
So sei man unter anderem auch an der Grundschule Nord interessiert. Die städtische Schule an der Gertrudisstraße wird im nächsten Jahr mit der Grundschule Tiegelstraße zusammengelegt. „Das wäre für das Zwingli-Haus ein optimaler Standort“, sagt auch Steffen Hunder, der bereits in dieser Sache den Kontakt zu Sozialdezernent Peter Renzel aufgenommen hat.
„Am liebsten wäre uns ein reibungsloser Übergang“, gibt Magdalena Kuszaj ihrer Hoffnung Ausdruck, die wichtige Arbeit schnell fortsetzen zu können. Gerade im Nordviertel, so die Leiterin des Zwingli-Hauses, die auch als Streetworkerin unterwegs ist, sei die Kinderarmut landesweit mit am höchsten. „Deswegen ist unser offenes Haus mitten im Viertel so wichtig.“ Denn die Kinder, von denen die meisten einen Migrationshintergrund haben, kommen nicht nur zum Spielen. Sie erhalten neben kostenloser Hausaufgabenhilfe auch drei mal in der Woche ein warmes Essen. „Für viele ist es die einzige Mahlzeit am Tag.“