Eine Karate-Prüfung fängt beim Polizeisportverein (PSV) damit an, dass die Prüflinge sich freundschaftlich die Arme um die Schultern legen. „PSV Karate-Team!“, schreit eines der Kinder in die Runde, der Rest der Gruppe zählt auf Japanisch laut bis fünf.

Nach dem Begrüßungsritual bilden alle einen Kreis, und die erste Prüfungsgruppe zeigt, was sie in den vergangenen Monaten beim Karate-Training gelernt hat.

Die Jüngsten sind sechs Jahre

Die jüngsten Prüflinge sind sechs Jahre alt, ihre Gürtel sind noch weiß. Trainer Holger Hülsmann korrigiert geduldig Faust- und Armhaltungen, bevor er ein japanisches Kommando gibt. Das heißt für die kleinen Prüflinge: Schritt nach vorn, Faustschlag geradeaus und der Kampfschrei: Kiai!

Was in der Turnhalle der Realschule Kettwig an diesem Abend vor sich geht, wirkt mehr wie eine normale Trainingsstunde als wie eine strenge Prüfung: „Die Prüfungen laufen bei uns sehr locker ab, die Kinder sollen schließlich Spaß dabei haben. Aufgeregt sind sie natürlich trotzdem“, meint Co-Trainer Thomas Kirberger. Immerhin schauen heute die Eltern zu.

Zum Schluss verleiht Haupttrainer Hülsmann Urkunden an die Kinder, einige von ihnen müssen sich einen neuen Gürtel kaufen. Mit jeder Prüfung steigt ein Karate-Schüler im Rang. Sind mehrere Zwischenprüfungen bestanden, ist es Zeit für eine neue Gürtelfarbe.

Ole (zwölf) geht schon seit sechs Jahren zum Karate-Training und trägt mittlerweile den blauen Gurt. Er will auf jeden Fall bis zum schwarzen Gürtel, dem Meisterrang, weitermachen: „Es macht einfach Spaß zu lernen, wie man sich selbst verteidigt. Dadurch übt man auch, sich zu beherrschen und anderen gegenüber Respekt zu zeigen. Das kann man oft auch in der Schule gebrauchen.“

Für Lea (13) und Tara (zehn) ist der Spaß beim Training das wichtigste. „Jeder nimmt hier auf die anderen Rücksicht“, betont Lea, die den grünen Gürtel trägt.

Für Trainer Hülsmann sind genau das die Werte, auf die es beim Karate ankommt: „Respekt, Disziplin, Ehrlichkeit, Fairness und Höflichkeit“, zählt der Schwarzgurt auf. Für ihn ist Karate daher eher eine Kampfkunst als ein Sport: „Es steckt eine Philosophie dahinter. Traditionelle Werte lassen sich über Karate sehr gut vermitteln.“

In erster Linie möchte er seinen Schülern helfen, Selbstvertrauen aufzubauen: „Auf Schulhöfen und im Alltag ist es wichtig, dass Kinder ihrem Gegenüber vermitteln können, dass sie kein hilfloses Opfer sind. Durch das Karate-Training können sie lernen, sich in schwierigen Situationen richtig zu verhalten und erfolgreich zu wehren.“

In Zweiergruppen üben die Kinder etwa, wie sie einen festen Stand behalten können, wenn jemand sie schubst. Bei Schlagtechniken dagegen kommt es auf den richtigen Abstand an, die Faust trifft den Gegner nicht: „Gekämpft wird miteinander, nicht gegeneinander“, unterstreicht Co-Trainer Kirberger. Dafür steht auch der weiße Kampfanzug: „Wir sind alle gleich, niemand steht über dem anderen“, erklärt Hülsmann.

Mittwochs und freitags bieten die beiden Trainer Karate-Kurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. „Begeistert“ ist Hülsmann jedes Mal, wenn er seine Schüler nach dem Training lächelnd aus der Halle gehen sieht: „Kleine Erfolge fallen sofort auf. Die Kinder wirken dann selbstbewusster.“