Ein, zwei Jahre ohne Dividende - das ließe sich wohl verkraften, meint Volker Troche, einer der Vorstände der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Halte die Schieflage von Thyssen-Krupp allerdings länger an und verliere die Stiftung somit ihren steten Geldfluss, „dann müssen wir zwangsläufig über vieles neu nachdenken“. Eine der größten Industriestiftungen der Bundesrepublik, die nun seit Jahrzehnten viele große und kleine Projekte gerade auch in der Essener Heimat unterstützte, muss für 2013 jedenfalls erst einmal „mit einem engeren Korridor“ klarkommen, wie es Troche ausdrückt. „Da kann schon sein, dass wir unsere höflichen Ablehnungsschreiben häufiger verschicken müssen.“
Für Panikstimmung bestehe indes kein Anlass, beruhigt der Hügel: „Alle für 2013 bereits getätigten finanziellen Zusagen werden eingehalten.“ Troche zufolge arbeite die Stiftung nach dem guten alten Kaufmannsprinzip, dass vor dem Ausgeben erst einmal die Einnahmen zu stehen haben. „Wir haben natürlich Rücklagen gebildet, von denen wir nun zehren können.“ In Gefahr seien weder das Auslandstipendienprogramm für Schüler noch die wissenschaftlichen Förderpreise noch die Stellen im Museum Folkwang - um nur einige Aktivitäten zu nennen. „Und wenn ein Verein kommt und bittet uns um einen Satz Trikots werden wir das in der Regel auch künftig hinkriegen“, so Troche.
Ob man 2013 allerdings ähnlich viel Geld für gute Zwecke ausschütte wie beispielsweise 2011 - nämlich 17,8 Millionen Euro -, stehe dann doch in den Sternen. „Wir können ganz sicher kein neues Museum bauen“, so Troche nicht ohne Galgenhumor und in Anspielung auf das Folkwang-Sponsoring.
Die bange Frage ist somit, ob die tiefe Krise bei Thyssen-Krupp rasch endet oder für viele Jahre die Bilanzen auch der Stiftung verhagelt. Eine vergleichbare Situation gab es jedenfalls erst einmal: Als Anfang der 1970er Jahre die Banken bei Krupp das Sagen hatten, musste sich die Stiftung auch mit einigen dividendenlosen Jahren abfinden. Damals zwangen Verbindlichkeiten um die 300 Millionen Mark Krupp in die Knie, heute geht es bei Thyssen-Krupp um fünf Milliarden Euro Verluste aus dem doppelten Debakel in Brasilien und den USA.
Schon 2011 war die unverändert gezahlte Dividende von 45 Cent je Aktie – weil eigentlich schon nicht mehr vertretbar – auf heftige Kritik gestoßen. Die Krupp-Stiftung hält 25,33 Prozent des Grundkapitals der Thyssen-Krupp AG, das sind gut 130 Millionen der 514,5 Millionen Aktien. Und die Frage, wie viel der Stiftung an Erträgen durch die Lappen geht, ist schnell gerechnet: 130 Millionen mal 45 Cent – so viel wie im Vorjahr noch ausgeschüttet wurde –, das macht 58,5 Millionen Euro. Das ist noch wenig im Vergleich zu den besten Zeiten, als bei einer Dividende von 1,30 Euro und nur geringfügig kleinerer Aktien-Anzahl 167 Millionen Euro die Kassen der Stiftung fluteten.