Was ist ein Schulessen wert – und wie viel darf es kosten? Gut einen Euro Wareneinsatz kalkuliert Rainer Reichwein. Das entspricht den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, an denen sich auch die RGE orientiert. Einzelne Ernährungswissenschaftler halten das nicht für ausreichend, doch mit teureren Zutaten und damit höheren Preisen könnten sie am Markt nicht bestehen, sagen die Catering-Firmen. Zudem wäre ein anderes Problem auch mit hochwertigeren Waren nicht gelöst: Selbst das beste Gemüse macht schlapp, wenn es Stunden in Wärmebehältern liegt, weil es durch die Stadt kutschiert werden oder in den Mensen auf die Ausgabe warten muss.

420 Schüler nutzen das Angebot

„Eigentlich sollte es an jeder Schule eine frische Küche geben“, sagt Elmar Prinz, Leiter des Maria-Wächtler-Gymnasiums und Sprecher der Essener Gymnasien, „das macht auch was anderes aus dem Schulleben“. In der Tat – sagen die Damen vom Mensaverein der Frida-Levy-Gesamtschule. Die Schule ist eine von wenigen, in denen vor Ort gekocht wird – dank einer Elterninitiative, die vor rund 15 Jahren den Verein aus der Taufe hob. War die Zahl der Esser an der Gesamtschule mit 20 oder 30 bis dato ebenfalls bescheiden, beköstigt man an den zwei Standorten in der Innenstadt heute täglich 420 Schüler. „Wir machen fast alles selbst und haben ganz kurze Standzeiten“, sagt Köchin Hannelore Kalinowski. Entscheidend für den Erfolg sei außerdem ein enger Bezug zu den Schülern. „Wir sind an der Front, kriegen die Resonanz gleich mit. Es ist wichtig, mit den Schülern in Kontakt zu bleiben, das hat ein Caterer nicht.“ Vergleichbar sind dagegen die Preise: 3,20 Euro kostet ein Essen, auch hier kalkuliert man mit einem Euro für Zutaten.

Weil die Selbstorganisation an der Frida-Levy-Gesamtschule funktioniert, hat die Stadt eine Ausnahme von der Regelung gemacht, wonach Schulen mit gebundenem Ganztag ihr Schulessen von der RGE beziehen müssen. Auf weitere Schulen übertragen lässt sich das Modell freilich nicht ohne Weiteres. Das fängt schon mit der Küche an: War in der Frida-Levy-Gesamtschule bereits bei der Gründung des Mensavereins eine Großküche vorhanden, ist an solche Investitionen für andere Schulen wegen der Haushaltslage heute kaum zu denken. Zudem sind hier Überzeugungstäter am Werk, sei es in der Küche, wo mit Kalinowski eine ehemalige Schülermutter und Mitbegründerin des Vereins das Zepter führt, oder im Büro. „Man muss kleine Brötchen backen und ganz viel Enthusiasmus mitbringen“, sagt Geschäftsführerin Birgit Cremerius. Entsprechend bescheiden fällt die Bezahlung aus.

Und: Ein Selbstläufer ist die Mensa auch an der Frida-Levy-Gesamtschule nicht. Selbst dort spürt man, dass die Essgewohnheiten sich wandeln, ist man in ständiger Konkurrenz zum Fast Food, kämpft mit dem knappen Budget. Daran ist bislang auch der große Wunsch gescheitert, eine Salattheke anzuschaffen. Denn Salat geht ganz gut, Gemüse dagegen nicht so. Manche Dinge ändern sich eben nie.