Essen. Alte VHS, Jugendzentrum: Die Essener Baudezernentin Simone Raskob will städtische Ruinen abreißen und in den nächsten Jahren möglichst viele ungenutzte Gebäude verkaufen. Die Frage liegt nah, warum das so schwierig ist und weshalb die Stadt nicht längst mit Verkauf und Abriss begonnen hat.

Für 25 Millionen Euro pro Jahr kann man einiges machen, allerdings kaum 1130 Immobilien in Schuss halten. Baudezernentin Simone Raskob will deshalb jetzt im größeren Stil umsetzen, was die Stadt bislang oft erfolglos versuchte: Gebäude, die nicht zwingend gebraucht werden, sollen verkauft und Schrottimmobilien, deren verkehrssichernder Erhalt viel Geld kostet, abgerissen werden.

In der morgigen Sitzung soll der Rat über das ambitionierte Programm entscheiden. „Wenn es uns bis 2015 gelingt, 13 Prozent der Immobilien abzustoßen, kommen wir mit dem Geld klar und können unsere Immobilien in einen guten Zustand erhalten“, verspricht Raskob. Bis dahin sei es allerdings, „noch ein steiniger Weg“.

Die Frage liegt nah, warum das so schwierig ist und weshalb die Stadt nicht längst mit Verkauf und Abriss begonnen hat. „Die Politik hat oft andere Vorstellungen“, meint die gerade wiedergewählte städtische Spitzenbeamtin. Beispiele gibt es viele: So will die Stadt seit vielen Jahren das frühere Rathaus Rellinghausen an der Frankenstraße verkaufen, doch fürchten Stadtteilpolitiker, mit dem schmucken, aber maroden Altbau werde ein Stück örtlicher Identität verscherbelt.

Anderes Beispiel: Einige leere Schulgebäude dienen seit Jahren Künstlern als Ateliers - hier hat die Kulturverwaltung ein Interesse, dass dies so bleibt. Raskob hat solche „Zwischennutzungen“ fürchten gelernt. Sie bringen wenig ein und haben die Tendenz zur - teuren -Dauerlösung.

Hoffnung auf Investor für Abriss von VHS und Berufskolleg Holsterhausen

Überhaupt die Schulen: mit 576 Gebäuden stellen sie den größten Anteil am städtischen Immobilienbesitz, und auch hier geht ohne politisches Fingerspitzengefühl wenig.. So hat es viel Überzeugungsarbeit gekostet, bis aus zwei Haarzopfer Grundschulen eine wurde und das Schulgrundstück Hatzper Straße in die Vermarktung gehen konnte.

Bei Schrottimmobilien wie der alten VHS und dem Berufskolleg Holsterhausen liegen die Dinge noch etwas anders: Die Stadt hofft, dass ein Neu-Investor den oft sehr teuren Abriss übernimmt, natürlich gegen Abschläge beim Kaufpreis. Nur: Was tun, wenn es keinen gibt und absehbar auch kein Nachnutzer in Sicht ist? Dann entwickelt sich so ein Gebäude langsam zum Fass ohne Boden. „Ich plädiere dringend dafür, 2013 abzureißen“, sagt Raskob, die neben der VHS auch das Jugendzentrum und den Kutel-Komplex in Heidhausen auf die Liste gesetzt hat.

Fünf Millionen Euro sollen dafür im nächsten Jahr zur Verfügung stehen. Verbunden ist damit auch die Hoffnung, dass planierte Grundstücke leichter vermarktbar sind als solche mit Schrottgebäuden, die unkalkulierbare Risiken enthalten.