Gebaut wird derzeit viel in der Stadt. Doch der Essener Bauindustrie-Verband wünscht sich dabei mehr Qualität. „Es gibt viele Neubauten, wo eine Art Gestaltungsbeirat mehr Druck auf die Investoren aufbauen müsste, um wertiger zu bauen“, forderte der Verbandsvorsitzende Heinrich Schulze. Auch könne Essen von anderen Städten noch einiges lernen, wie man mit seinem Altbestand umgeht. Schließlich gehe es dabei um nichts Geringeres als um die Attraktivität einer Stadt, so Schulze.
Wirtschaftsbau boomt
Als gelungene Beispiele wertigen Bauens in Essen nannte er das erst kürzlich eröffnete Büro- und Geschäftshaus Rü 62 an der Rüttenscheider Straße, das Folkwang Museum oder das neue Wohn- und Geschäftsviertel in Rüttenscheid neben Messe und Eon-Ruhrgas-Zentrale. Zu Negativ-Beispielen wollte sich Schulze nicht äußern. Er forderte zudem von der Stadt, mehr Mut bei der Entwicklung neuer Flächen zu beweisen. Das neue Univiertel sei ein Beleg dafür, wie eine weitsichtige Wirtschaftspolitik zum Erfolg führen könne.
Insgesamt schlägt sich die gute Wirtschaftskonjunktur in den vergangenen Monaten auch in den Auftragsbüchern der Essener Bauindustrie nieder. Deren Auftragseingänge stiegen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um knapp fünf Prozent. „Das lässt auf ein insgesamt gutes Baujahr 2012 hoffen“, sagte der Verbands-Vize Bernd Feyerabend. Auch für das kommende Jahr zeigt sich der Verband trotz der getrübten Konjunkturaussichten weiter zuversichtlich. „Die Baukonjunktur läuft meist ein Jahr hinterher. Deshalb glaube ich, werden wir das Niveau halten können“, meinte Schulze.
Vor allem der Wirtschaftsbau, zu dem auch Bürogebäude zählen, zählt zu den tragenden Säulen der Essener Bauunternehmen. Er mache bis zu 70 Prozent des Bauvolumens aus, hieß es. „Im Wirtschaftsbau wird noch investiert, da diese Auftraggeber noch Zukunftsvisionen haben“, so der Verbandschef. Allein in dieser Sparte legten die Aufträge im ersten Halbjahr dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 26,5 Prozent zu.
Dagegen tut sich im Straßenbau abgesehen von Großbaustellen wie die diesjährige A40-Sanierung wenig. „Städtischer Straßenbau ist kaum nachgefragt“, so Schulze. Das meiste, was in diesem Bereich passiert, sei Flickwerk. Schulze forderte beim Straßenbau größere Lose zu vergeben. So könnten Dauerbaustellen vermieden und Kosten gespart werden.
Aktuell arbeiten im Verbandbezirk Essen 4600 Beschäftigte im Bauhauptgewerbe. Die Zahl sei zwar im ersten Halbjahr leicht zurückgegangen. „Für das Gesamtjahr 2012 erwarten wir aber eine Stabilisierung“, erklärte Schulze.