Die galoppierenden Energiepreise bringen immer mehr Essener in existenzielle Nöte. Bei der Verbraucherzentrale ist die Nachfrage nach einer Energieberatung sprunghaft gestiegen, wie die Leiterin der Essener Beratungsstelle, Margret Schulte, bestätigte. „Wir haben vergangene Woche deshalb unser Angebot verdoppelt“, sagte sie. Statt bislang 15 Termine pro Woche gibt es jetzt 30. Dennoch seien alle Termine bereits bis Mitte Dezember ausgebucht.

Problem wird zunehmen

Auch beim Energiesparservice der Neuen Arbeit der Diakonie stehen die Telefone seit Wochen nicht still. „Wir haben viel zu tun“, sagte Karsten Schwanekamp.

Seit die Stromversorger vor einigen Tagen auf breiter Front eine deutliche Erhöhung der Strompreise angekündigt haben, suchen die Essener zunehmend Hilfe, wie sie Energie noch sparen können. „Es steigt der Anteil der Menschen, die mit einer Rechnung ankommen, die sie nicht mehr bezahlen können“, berichtete Margret Schulte. Sie erwartet, dass das Problem weiter zunimmt, spätestens wenn im Frühjahr die Jahresabrechnungen in die Haushalte flattern.

Bis zum Äußersten, einer Stromsperre, kommt es nach Einschätzung der Verbraucherzentrale dagegen selten. „Da gibt es in Essen ein ganz gutes Auffangnetz“, heißt es.

So half das Jobcenter im vergangenen Jahr 805 Hartz-IV-Haushalten mit Darlehen aus, weil sie ihre Strom- oder Gasrechnung nicht mehr bezahlen konnten. Die Zahl liegt seit Jahren auf diesem Niveau.

Keine Auskunft der Versorger

Wie vielen Menschen in Essen die Versorger tatsächlich den Strom oder das Gas abdrehen, darüber geben RWE oder die Stadtwerke Essen keine Auskunft. RWE spricht von konstanten Zahlen. Bei den Stadtwerken heißt es lediglich, dass sich in den letzten Jahren die Zahl derjenigen verdoppelt hat, die wegen Problemen mit der Rechnung ins Kundencenter kommen. Dabei sei auch die Zahl von Kunden merklich gestiegen, die Zahlungsprobleme haben, so Sprecher Dirk Pomplun.