Huttrop..


Krippenlandschaften gibt es derzeit viele zu besichtigen. Eine, wie sie das Franz Sales Haus in seiner Kirche an der Steeler Straße aufstellt, dürfte ihresgleichen suchen. Sie wurde von 1912 bis 1925 von dem süddeutschen Krippenkünstler H. C. Winker gebaut und so sind manche ihrer Teile jetzt 100 Jahre alt. Acht Häuser, neun Szenen und 140 Figuren umfasst die „Biblia pauperum“, die Bibel für die Armen, die der erste geistliche Direktor des Franz Sales Hauses, Hermann-Josef Schulte-Pelkum (1910-1945), in Auftrag gab.

Jahr für Jahr holt Seelsorger Justus Könemann die Landschaft aus ihren Kisten und baut sie auf. Eine Woche benötigt er, bis sie komplett aufgestellt ist. Zeitdruck ergibt sich von ganz allein. Auch wenn sich die Szenerie bis Januar noch verändert, muss die riesige Krippe stehen, wenn der traditionelle Weihnachtsmarkt am Franz Sales Haus am 1. Dezember eröffnet wird (siehe Text unten). Ohne Hilfe geht das nicht. Diesmal gehen ihm Küsterin Eike Brunken sowie die Gärtner Hermann Mario Scharmach und Dennis Dübel zur Hand.

Schwer sind sie nicht, die Häuser Tempel, Ställe und Figuren. Es ist Lindenholz. Aber Vorsicht ist geboten. Die Teile sind unersetzlich und so muss jeder Handgriff sitzen. Die Landschaft sieht jedes Jahr ein wenig anders aus. „Das ist gewollt und bringt Leben in die Krippe“, sagt Justus Könemann. Vor einigen Jahren haben Studenten und Professoren der Düsseldorfer Kunstakademie die Kulisse gemalt. „Einem ähnlichen Projekt würden wir uns nicht verschließen“, so der Seelsorger verschmitzt.

Jedes Gesicht erzählt eine Geschichte. Da sind die skeptisch dreinblickenden Gelehrten bei Jesus’ Vortrag, der Knastbruder in seiner gestreiften Jacke, die Zecher beim Saufgelage - mit einem deutschen Schäferhund zu Füßen. Überhaupt tragen verblüffend viele Figuren bajuwarische Kleidung. Was der Atmosphäre aber absolut keinen Abbruch tut. Im Gegenteil: „Der Künstler schafft es dadurch, sehr nah an den Betrachter heranzukommen“, so Könemann. Eine Kollision der Kulturen, die das zeitgeschichtliche Dokument erst richtig zur Geltung bringt. Und wer sich Zeit nimmt, die Krippenlandschaft zu studieren, wird viel Theologisches in ihr entdecken. Das Justus Könemann bei einer Besichtigung gern erläutert ( 2769-432).