„Eine Zeit lang dachten wir, meine Tochter sei schwanger, denn der Bauch wuchs und wuchs. Sie sah aus, als würde sie Zwillinge bekommen. Aber nach neun Monaten war klar, dass es eine andere Ursache geben muss.“ Doch ihre heute 33-jährige Tochter weigerte sich standhaft, zum Arzt zu gehen – bis sie schließlich nicht mehr essen und vor Rückenschmerzen nur noch kniend vornübergebeugt schlafen konnte.

Die Ursache fanden die Gynäkologen des Elisabeth-Krankenhauses, als sich die Frau endlich bereit erklärte, ärztliche Hilfe anzunehmen. „Sie hatte einen 26 Kilo schweren gutartigen Eierstock-Tumor“, erklärt Professor Stefan Niesert, Chefarzt der Frauenklinik im Elisabeth-Krankenhaus. Warum die Frau nicht früher zum Arzt ging? „Ich hatte Angst“, sagt die 33-Jährige, die nicht erkannt werden möchte. „Außerdem haben, je größer der Bauch wurde, immer mehr Leute auf mich eingeredet. Da habe ich dann einfach alles abgeblockt.“

Doch so sehr sie das Problem auch verdrängte. Die körperlichen Einbußen konnte sie nicht ignorieren. „Ich konnte mich um meinen 15-jährigen Sohn nicht mehr kümmern.“ Also übernahm die Großmutter die Aufgabe. Auch war nicht daran zu denken, das Haus zu verlassen, „ich hatte Wasser in den Beinen und die Rückenschmerzen sind mit der Zeit immer schlimmer geworden.“ Eine gewisse Zeit, so bestätigt Niesert, lasse sich mit den Schmerzen leben. „Schließlich sind die nicht von Heute auf Morgen da, sondern nehmen langsam zu, so dass man sich daran gewöhnt.“

Bis der Schmerz so stark sei, dass man ihn nicht mehr aushalte. Als die Mutter den Hausarzt verständigte, war ihre Tochter noch in der Lage zu flüchten. „Ich wollte mich nicht anfassen lassen und habe es als Verrat empfunden, dass meine Mutter einen Arzt holt.“ Doch der Zustand der Frau verschlechterte sich von Tag zu Tag. „Sie konnte zum Schluss nicht mehr laufen und nichts mehr essen“, sagt Niesert.

Der Eingriff sei riskant gewesen. „Der Tumor war mit den Organen verwachsen und drückte extrem auf die Lunge“, sagt Niesert. Die plötzliche Entlastung nach Entfernung des Tumors sei ein weiterer Schock für den Körper gewesen, „denn alle Gefäße waren daran gewöhnt, gegen den großen Druck anzuarbeiten. Der Kreislauf war nach der Entfernung in kritischem Zustand, ebenso die Lunge.“

Elf Tage lag die 33-Jährige nach der Operation auf der Intensivstation. Ob sie nun regelmäßig zum Arzt geht? „In jedem Fall. Ich habe alle Nachsorgetermine wahrgenommen und gehe jetzt, wo es mir besser geht, regelmäßig zur Vorsorge.“