Essen. Hildegard Huber, Anabel Jujol und Achim Schräder haben noch keine Erfahrung auf dem politischen Parkett und schon gar nicht in Sachen Bürgerbegehren, aber sie sind „entschieden das durchzuziehen“, wenn am Mittwoch im Rat so manche Kulturstelle dem Rotstift zum Opfer fallen sollte.
Fünf kleine bunte Quadrate, und alle sind sie angeknabbert – das eine mehr, das andere weniger. Das soll ihr Symbol sein, denn so sehen sie symbolisch die Lage für fünf herausragende Beispiele Essener Kulturguts: Der Volkshochschule und dem Stadtarchiv, der Folkwang Musikschule, dem Schloss Borbeck und der Alten Synagoge, davon sind sie überzeugt, geht es an die Substanz, wenn die aktuellen Sparpläne der Stadtverwaltung umgesetzt werden.
Und deshalb begeben sie sich zu dritt auf ungewohntes Terrain: Hildegard Huber, Anabel Jujol und Achim Schräder haben noch keine Erfahrung auf dem politischen Parkett und schon gar nicht in Sachen Bürgerbegehren, aber sie sind „entschieden das durchzuziehen“, wenn am Mittwoch im Rat so manche Kulturstelle dem Rotstift zum Opfer fallen sollte.
Die Frau aus dem Förderverein der Folkwang Musikschule, die Künstlerin und Software-Dozentin und der VHS-Kursleiter – sie und ihre Mitstreiter haben lange gewartet mit ihrem Vorstoß, woll(t)en nicht vorab die Sparpläne torpedieren. Hofften stattdessen, dass die Politik das übernimmt, dass „der gesunde Menschenverstand und die Erkenntnis sich durchsetzt: Hier wird am falschen Ende gespart“, so Achim Schräder. Und wollen erst nach der Ratssitzung glauben, dass wirklich die Kultureinrichtungen „dazu da sind, die Löcher zu stopfen“, wie Hildegard Huber kopfschüttelnd registriert.
Denn bei Volkshochschule und Folkwang Musikschule etwa sei der Spardruck weit höher als in anderen Bereichen der Verwaltung, längst sind aus Kursen „Produkte“ und aus Musik- oder VHS-Schülern „Kunden“ geworden; „wir werden nicht nur im Globalen, sondern auch im im Lokalen gezwungen, Konsum und Profit zu dienen, das sehe ich gar nicht ein“, so Anabel Jujol. Gerade auf dem Feld der Kultur „arbeiten wir im Kleinen daran, dem drohenden Auseinanderdriften der Gesellschaft etwas entgegenzusetzen“, ergänzt Schräder. Wenn’s sein muss, ab Donnerstag per Bürgerbegehren.
Ein „kassierendes“ Bürgerbegehren würde das dann sein, eines, das binnen drei Monaten nach dem Ratsbeschluss die Unterschriftenhürde nehmen muss. Dass dies gelingt, da sind sich die drei ziemlich sicher, nicht nur, weil in VHS und Musikschule viele Multiplikatoren sitzen, sondern auch, weil sie sich prominenten Beistand gesichert haben (siehe Infobox).
Denn wer legt sich beim Sparen schon gern mit Herbert Knebel an?