Nach fast vierjähriger Planung hat die Evangelische Kirche erstmals in einer öffentlichen Bürgerveranstaltung Pläne für ihre „Zukunftsschule“ vorgestellt. Rund 100 Bürger kamen am Freitag in die Gesamtschule Süd.

Im Mai 2013 entscheidet die Kirche endgültig, ob sie im Sommer 2014 eine inklusive Gesamtschule startet, die offen sein soll für behinderte und nichtbehinderte Kinder. Es soll einen musischen Schwerpunkt geben. Eltern müssen Beiträge zahlen. Die Schule soll langfristig 800 Kinder aufnehmen und ohne Kirchensteuergeld auskommen. Derzeitiger Favorit für einen Standort ist das Gebäude der Gesamtschule Süd in Stadtwald, die seit diesem Schuljahr keine Kinder mehr aufnimmt und „ausläuft“. Die Schule der Kirche könnte dort jahrgangsweise hineinwachsen.

Kein einheitliches Meinungsbild

Die Fragen der Bürger ergaben kein einheitliches Bild – bei einigen herrscht große Skepsis: „Wo wollen Sie die Kinder hernehmen?“, fragte ein Mann. Helmut Keus von der Evangelischen Kirche erklärte, eine schriftliche Elternbefragung, repräsentativ und groß angelegt, habe ein eindeutiges Ergebnis gebracht: „Ja, die Nachfrage ist da“, sagte Keus. Trotz starker Konkurrenz vor Ort. „Doch wir sind der Meinung“, sagte Keus, „dass unser Konzept so gut ist, dass es in die Zukunft trägt.“

Doch viele Details sind noch unklar – vor allem, was die Finanzierung des Projekts angeht. Die Kirche würde das Gebäude von der Stadt mieten, doch es gebe noch kein konkretes Angebot der Immobilienwirtschaft, räumte Dietmar Klinke ein, Schulreferent der Kirche. „Wir können auf alle Fragen noch keine Antworten geben.“

Viele Bürger gaben ausgesprochen positive Rückmeldungen. Vor allem jene, die das Turbo-Abi („G8“) der Gymnasien für ihre eigenen Kinder ausschließen wollen. „Ein solches Angebot fehlt dem Süden“, hieß es. Andere jedoch befürchten: „Der Standort im Süden birgt Elite-Gefahr. Eine solche Schule gehört in die Mitte der Stadt“, sagte eine Bürgerin. Sie bedaure deshalb, dass der ursprüngliche Plan nicht aufgeht, dass die Schule der Kirche auf das Gelände des alten Jugendzentrums Papestraße zieht, mitten in Holsterhausen. Dort hätte die Kirche allerdings neu bauen lassen müssen – finanziell offenbar kaum darstellbar.

Wolfgang Sykorra jedoch, der als ehemaliger Leiter des Gymnasiums Borbeck das Schulplanungsprojekt für die Kirche mit vorantreibt, betonte erneut: „Die geplante Schule richtet sich an Kinder in der ganzen Stadt. Schon die jetzige Gesamtschule Süd wird von Schülern aus allen Stadtteilen besucht.“

Derzeit prüft die Kirche, was ein Umbau des Gebäudes kosten würde. Es ist derzeit nicht behindertengerecht. Lehnt die Synode, das Parlament der Evangelischen Kirche, im Mai 2013 die Schulpläne ab, gilt das Projekt als dauerhaft begraben.